Neonazis als Friedensstifter:
"Bomben auf Judenstaat"
Neonazis versuchten sich in
Barmbek als Friedenstifter darzustellen. 500 AntifaschistInnen
demonstrierten gegen rechte Kriegshetze
Von Peter Müller und Andreas Speit
Für den Frieden wollten sie marschieren - doch sie
hetzten für den Krieg: Deutsche Soldaten zur Verteidigung nach Bagdad,
Bomben auf Tel Aviv. Was Norddeutschlands Neonazis wirklich meinen, wenn
sie als Friedensengel gegen einen Irak-Krieg auftreten und mit vom
Kommunistischen Bund geklauten Parolen wie "USA - Internationale
Völkermordzentrale" gegen den "US-Imperialismus" auf die Straße gehen,
konnte man Samstag in Barmbek erleben. Dort versammelten sich 200 Rechte
unter der Losung "Amis raus - Freiheit rein". Ihr Engagement diente
tatsächlich allein dem Kampf gegen "fremde Kulturen".
Während Neonazi-Idol Thomas - Spitzname "Steiner" - Wulff das
erste Opfer des "US Imperialismus" und des "zionistischen
Oneworld-Terrors" in Nazideutschland ausgemacht hat, da im 2. Weltkrieg
"Angloamerikanische Bomber" viele Städte in Schutt und Asche legten,
sieht NPD-Führer Peter Borchert in den Anschlägen des 11. September
keinen Grund zum Trauern. "Wo es keine Anschläge gegeben hat, haben wir
nichts zu bereuen."
Noch deutlicher wird Thorsten de Vries. "Vielmehr müssten
Israel und Tel Aviv bombardiert werden, denn der Judenstaat hat gegen
mehrere UN-Resolutionen verstoßen." Doch dann ist die Sympathie mit dem
palästinensischen Volk schon vorbei. "Der Islam gehört dahin, wo er
hingehört." Wenn die Menschen im Nahen Osten dem Islam vertrauten und
gegen die Juden kämpften, sei das in Ordnung. Nur nach Deutschland
sollten sie nicht kommen. "Freie Völker müssen sich vor Überfremdung
schützen."
Der Neonazi-Marsch musste von einem massiven Polizeiaufgebot
durchgesetzt werden. Am Morgen hatten sich rund 500 AnitfaschistInnen am
Barmbeker Bahnhof zu einer Gegendemonstration versammelt. Mit
Sprechchören "Freiheit und Leben - Nazis von der Straße fegen" zogen sie
zum Aufmarschgebiet. An der Bramfelder Straße gelang es ihnen, die
Polizeisperre zu durchbrechen. Es gab ein zwar kurzes, aber heftiges
Gerangel.
Erst nach einigen hundert Metern konnte die Polizei die Menge
stoppen und mit Wasserwerfern in eine Seitenstraße treiben. Fortan
vermutete die Polizei überall "Störer". Jede vermeintlich verdächtig
aussehende Person ließ den Einsatzleiter seine Truppen zur Sicherung
losschicken und Festnahmen androhen.
Laut Polizeisprecher Ralf Kunz sind 39 Personen festgesetzt
worden. Gegen zwei weitere ermittelt die Polizei wegen
Gefangenenbefreiung und Sachbeschädigung. Selbst den Rückzug der Rechten
mit der Bahn musste die Polizei decken. Der U-Bahnhof Habichtstraße
wurde geräumt und der Bahnhof Barmbek bei Durchfahrt des Zuges gesperrt.