Von Hans Daniel
Junge Welt, 04.02.2003
"Außer der Bereitschaft zu harter geistiger Arbeit und
Lernwilligkeit wird für eine erfolgreiche Teilnahme an der Schulung
nichts vorausgesetzt." Mit "reichstreuen Grüßen" versendet, schließt so
eine Einladung des "Deutschen Kollegs" zu einer Schulungsveranstaltung
am 8. und 9. März "in der Nähe der Wartburg". Sie steht, so die
einladenden Spitzenmänner der aus einem Leserkreis der Jungen Freiheit
hervorgegangenen Organisation um den NPD-Vorkämpfer Horst Mahler und das
ebenfalls hart rechts gelandete ehemalige Mitglied des Sozialistischen
Studentenbundes (SDS) Reinhold Oberlerchner, "dem ganzen Deutschen Volk
offen".
Dabei soll es um "Hegels System" gehen. Nur wer das "zumindest einmal
(besser aber zu mehreren Malen) zur Gänze" erfaßt habe, begreife "die
Strategie und die Taktik, die das Deutsche Kolleg im Befreiungskampf des
Deutschen Volkes (und seiner Volksgenossen) in Anschlag bringt". In
diesem "Kolleg" habe man laut Mahler & Co. "lange nach größeren Geistern
gesucht, die die Lage des Deutschen Volkes und seines Reiches klarer
erkennen als wir vom Deutschen Kolleg. Wir haben keinen gefunden."
Mitte Dezember 2002 ist aus diesen Reihen größerer Gespenster ein
Papier für den tumultarischen Befreiungskampf "in Anschlag" gebracht
worden, das die Grundlage der März- Schulung zu "Hegels System"
darstellen soll: "Menschenfresser in PISA-Land" ist das Pamphlet
überschrieben, mit dem die Verfasser ganz tief in der Rassistengosse
wühlen. Einige Kostproben: "Der Neger verkörpert den Zustand der
Kindheit der Menschheit", wird unter Berufung auf Hegel erklärt. Die
Kolonisierung durch die Europäer habe ihn zwar "nicht kultiviert, aber
doch soweit zivilisiert, als die Menschenfresserei in den Untergrund
gedrängt wurde". Doch die "Entkolonisierung Schwarzafrikas" führe zum
Rückfall in die Menschenfresserei, die "Gegen- Kolonisierung Europas
durch Neger u.a.", zerstöre "die germanische Prägung der europäischen
Kultur", wodurch es in "deutschen Landen zur Vernegerung und sonstiger
Versüdung der Wohnbevölkerung bis in Fußballmannschaften hinein"
gekommen sei.
Die Folgen zeigten sich, konstatieren die mehrmaligen Mahlers, in den
Ergebnissen der PISA-Studie, vor allem "in der unvermeidlichen Absenkung
der schulischen Leistungen auf das Niveau der südländischen,
orientalischen und negerischen Kinder". Fazit: "Die Schulen im PISA-Land
BRD (...) sind keine deutschen Gymnasien mehr." Logisch, daß ihnen die
"Bildungsfähigkeit der deutschen Gymnasien so unauffindbar... wie die
Handlungsfähigkeit des Deutschen Reiches" gilt. Die Handlungsfähigkeit
dieses am 8.Mai 1945 lediglich handlungsunfähig gewordenen aber in der
Rechtsnachfolgerin BRD fortexistierenden Reiches soll möglichst blutig
wieder hergestellt werden. Denn in dieser BRD hatte bislang die "Masse
des ungeeigneten fremdländischen Schüler-Materials", auch als
"kulturfernes Menschen-Material" disqualifiziert, nichts zu fürchten.
Diesen Zustand zu beseitigen, darauf kommt es dem "Deutschen Kolleg" an,
denn "dem Deutschen Volk die Dämonisierung der Person Hitlers sowie die
Horrorfizierung des Nationalsozialismus als Waffe der fortdauernden
psychologischen Kriegsführung der Siegermächte und ihrer Vasallen bewußt
zu machen", ist oberster Grundsatz im "Manifest des Deutschen Kollegs".
Weshalb man eine Art Nazi-PISA fordert: "Neben vielen anderen
Kulturfertigkeiten fehlt dem Reichszerteilungs- und
Menschenfresser-Regime BRD auch das ABC der pädagogischen Begriffe."
Über die verfügen bislang nur die Menschenjäger. Nach dem "Handbuch
Rechtsradikalismus" (Opladen 2002) könnten die Verlautbarungen des
"Deutschen Kollegs", "aufgrund ihres provokativen Gehalts auf viel
Zustimmung bis in die 'Stiefelträgerfraktion' des Rechtsextremismus
stoßen".