Von Karl Pfeifer
"Zur Zeit" bedauert die Niederlage in Stalingrad
Auf Seite 1 der Wochenzeitung "Zur Zeit" 4/03 bedauert ein anonymer
Autor die deutsche Niederlage in Stalingrad: "Diese Schlacht hat der
deutschen Führung, aber auch dem Selbstbewußtsein und dem Siegeswillen
des deutschen Volkes das Rückgrat gebrochen und markiert damit auch
einen Wendepunkt in der Entwicklung der Identität der Deutschen."
Denn das Volk "entwickelte sich in Folge in Richtung kollektiver
Pazifismus". Ohne diese Niederlage, hätte die Rote Armee nicht vor 58
Jahren Auschwitz befreien können. Ohne diese Niederlage würden Deutsche
und Österreicher in nazistischer Barbarei leben. Das es nicht so
gekommen ist, das ist für den Verfasser offensichtlich Grund zur Trauer.
Graz, wo "Tausende von Negern" spazieren
Martin Pfeiffer beklagt in der gleichen Ausgabe ein "Kesseltreiben"
gegen den Grazer FPÖ-Anführer. Die Exekutive schafft es nicht, "in der
Hauptstadt der Steiermark für die Durchsetzung von Recht und Ordnung zu
sorgen." Schreckliche Zustände: "Offiziell spazieren (oder müßte man gar
sagen patrouillieren?) Tausende von Negern durch das altehrwürdige Graz,
wovon die Masse den Status von Asylwerbern haben dürfte."
Wo die Exekutive unfähig ist Recht und Ordnung durchzusetzen, dort kann
- so der Autor - nur die FPÖ mit der Schaffung einer "Bürgerwehr"
Abhilfe bringen. Pfeiffer behauptet weiter "Mit Forderungen wie "Keine
Öffnung der Gemeindebauten für Ausländer!", "Kein Pardon für
Drogendealer!", "Sofortige Abschiebung straffälliger Asylwerber!"
[u.ä.m] sprechen sie das an, was den Bürgern unter den Nägeln brennt.
Mit ihrem Spitzenkandidaten, Vizebürgermeister Peter Weinmeister
brachten sie auch ein Plakat heraus, das für Aufregung bei Linken aller
Schattierungen sorgte. Mit der Aufschrift "Drogendealer ab in die Karlau
und nicht in den Gemeindebau" zeigt die FPÖ "Null Toleranz für
Rechtsbrecher, denn die Karlau ist das Grazer Gefängnis."
Nun die Wähler, das sei zur Ehre der Grazer gesagt, haben diese Art von
Wahlwerbung nicht honoriert.
Aus der braunen Sudelküche*
Es fällt schon auf, wenn in "Zur Zeit" gelegentlich Texte erscheinen,
die offen für Neonazi eintreten, die dann auch zur Gewalt auffordern. So
wirbt ein mit H.D. zeichnender Autor für "Radio Freiheit" der NPD, in
dem "zumeist sehr pointierte Kommentare zum aktuellen politischen
Geschehen oder spezifische Informationen aus der Dissidentenszene der
BRD" zu hören oder zu lesen sind.
Laut ihrer Selbstdarstellung leistet diese "Gruppe junger Patrioten"
Widerstand "gegen eine Politik, die scheinbar nur noch darauf aus ist,
das eigene Volk abzuschaffen und durch ein letztlich völlig entrechtetes
Vielvölkergemisch zu ersetzen.."
Bei dem Betreiber handelt es sich um einen gewissen Waldemar Maier, der
in Thüringer- und im deutschen Verfassungsschutzbericht 2001 als
Redaktionsmitglied der "Deutschen Stimme", des Zentralorgans der mit dem
Verbot bedrohten Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD),
vermerkt ist.
Zu Maier ist im Thüringer Verfassungsschutzbericht zu lesen, dass er
sich in einer Ausgabe der "Deutschen Stimme" mit einem "klaren
Bekenntnis zur Volksgemeinschaft zu zu einem volksbezogenen Sozialismus"
geäußert habe: "Die wirkliche Volksherrschaft wird in Deutschland erst
dann Wirklichkeit, wenn die Deutschen als Volk ihre nationale Identität
wiedererlangen. Dies kann erst nach Abschüttelung der politischen,
wirtschaftlichen und geistig-kulturellen Fremdherrschaft erfolgen. Der
Weg dorthin geht nur über eine Revolutionierung der bestehenden
Verhältnisse. Dies kann nur eine nationale und soziale
Fundamentalopposition bewerkstelligen, die den politischen Kampf gegen
die 'bürgerliche Mitte', die alles das vertritt, was wir zutiefst
verachten müssen, rücksichtslos führt."
In einem Link von "Radio Freiheit" findet man unter "Was tun am Tag X"
einen impliziten Aufruf zur Gewaltanwendung gegen "Einrichtungen der
BRD-Regierungsparteien, z.B. Parteizentralen, Parteibüros" und
"Einrichtungen etablierter BRD-Medien, die offenkundig pro-amerikanische
Kriegspropaganda betreiben bzw. diese unterstützen."
Legaler Protest reicht nicht. "Daneben gibt es aber auch alternative
Protestformen, auf die hier nicht spezieller eingegangen werden soll.
Sprecht nicht lange über das, was ihr tun wollt, sondern tut es
einfach..." Das kann von "Dissidenten" in Deutschland durchaus auch als
Aufruf zur Gewaltanwendung verstanden werden.
Faschistische "Übermenschen"
René-Lysander Scheibe begeistert sich in "Zur Zeit" für "Alina
Wituchnowskajas leidenschaftliches Bekenntnis zum Faschismus", denn
diese steht der "Nationalbolschewistischen Partei nahe" und bekennt, der
Faschismus ist "die Apotheose der Rebellion, des Kampfes gegen die
Realität, die Bestätigung des Übermenschen als Alternative zum Demiurgen
oder zur Natur, die uns zwingt, so zu sein, wie wir zu sein haben, ohne
daß wir es selbst wollen. So gesehen ist der Faschismus mir nahe."
* Natürlich werfe ich "Zur Zeit" nicht vor "braun" zu sein. Die
Tatsache, dass ein Autor dieser Wiener Zeitschrift rechtskräftig wegen
Holocaustleugnung vor ein paar Jahren verurteilt wurde, reicht nicht, um
einen solchen Vorwurf zu erheben. Schlußendlich - so die Wiener
Staatsanwaltschaft - geschah dabei ein echtes Wunder, dieser
inkriminierte Text eines gelegentlichen Mitarbeiters wurde gedruckt,
ohne dass irgend jemand aus der Redaktion diesen gesehen hätte. Außerdem
wird das schwarz-blaue Gemeinschaftsprojekt "Zur Zeit" von der
österreichischen Bundesregierung mit EURO 75.550.20 Presseförderung
subventioniert.
-
"Zur Zeit" befürchtet einen weiteren "Linkrsrutsch" der "Presse":