Von Karl Pfeifer
Die Wiener Wochenzeitung "Falter" veröffentlicht in ihrer am 22.1.03
erscheinenden Ausgabe einen Bericht, der die österreichische
Bundesregierung - die sich immer stolz darauf beruft, dass in Österreich
jede NS-Wiederbetätigung streng verboten sei - alarmieren müßte. Die
rechtsextreme Wiener Burschenschaft "Olympia" hat für den kommenden
Samstag zum Auftritt des NPD-nahen deutschen Sängers Michael Müller
eingeladen.
Wie die Wiener Stadtzeitschrift "Falter" berichtet, ist der
Regensburger Sänger in Deutschland kein Unbekannter. Die deutsche
Regierung begründete ihren Antrag auf ein Verbot der rechtsextremen NPD
unter anderem mit einem Liederabend in der NPD-Geschäftsstelle im Jahr
1998, bei dem Müller unter Beifall der Zuhörer den Udo Jürgens-Schlager
"Mit 66 Jahren" umdichtete:
"Mit sechs Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an, bis sechs
Millionen Juden, da ist der Ofen an..., ... wir haben reichlich Zyklon B
..."
"Eigenartiger" Verfassungsschutzbericht
Ein Jahr später variierte Müller sein Lied bei einer weiteren
NPD-Veranstaltung und fügte die Strophe "bei sechs Millionen Juden ist
noch lange nicht Schluss" ein. Auch beim Gedenkmarsch für den
Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß war Müller mit der Gitarre dabei.
Bei den Olympia-Burschenschaftlern übt man sich derzeit in Ignoranz.
"Den Müller kennen wir schon länger", sagt Walter Asperl von der
Olympia, die momentan den Vorsitz des Wiener Kooperationsringes innehat.
Er selbst habe dessen Lieder aber noch nie gehört und könne sich auch
nicht vorstellen, dass ihr deutscher Gast so etwas singt auch wenn
deutsche Verfassungsschützer dies bestätigen. "Im
Verfassungsschutzbericht stehen sehr oft eigenartige Dinge", meint
Asperl lediglich.
Zudem war Müller laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen
Widerstandes (DÖW) auch für die musikalische Gestaltung einer
Skinhead-Party in München Mitte Jänner 2001 verantwortlich. Am Rande
dieser Party schlugen Teilnehmer einen Griechen fast tot. "Der
Haupttäter soll von Müller danach in das Haus der Münchener
Burschenschaft Danubia gebracht worden sein, von wo er sich am nächsten
Tag ins Ausland absetzte", berichtet das DÖW unter Berufung auf die
deutsche Zeitschrift "Archiv-Notizen". In Regensburg läuft derzeit ein
Verfahren wegen Strafvereitelung gegen den Liedermacher.
Auch der freiheitliche Politiker und Olympia-Burschenschafter Martin
Graf, will den Auftritt des rechten Sängers nicht kommentieren. "Ich
weiß davon nichts, ich kenne ihn nicht, und das interessiert mich
nicht", ließ der frühere FPÖ-Abgordnete auf Anfrage ausrichten