Veranstaltungshinweis:
Die jüdischen Rechtsanwälte der Roten Hilfe Deutschlands
"Viele Unschuldige, sonst verloren in
der verwilderten Welt, haben allein die Rote
Hilfe. Die Rote Hilfe ist vor allem ein zivilisatorisches Werk, sie
wirkt der uns bedrohenden Barbarei entgegen."
Mit diesen Worten
charakterisierte der Schriftsteller Heinrich Mann die Bedeutung der
Roten Hilfe, deren Arbeit von vielen
Intellektuellen sowie bekannten Künstlerinnen
und Künstlern der Weimarer Republik unterstützt wurde.
Die Rote Hilfe Deutschlands wurde 1924 als
überparteiliche Organisation zur Unterstützung
politisch verfolgter Arbeiterinnen und Arbeiter gegründet. Sie
sollte Schutz gegen eine politische Justiz bieten, deren Vertreter noch
aus
dem Kaiserreich stammten und entsprechend antidemokratisch,
republikfeindlich und national gesinnt waren. Über die
politischen Strafverteidiger, die sich dieser
Justiz entgegenstellten, ist kaum etwas bekannt.
Was motivierte diese Menschen, sich selbstlos und schließlich unter
dem Risiko eigener Verfolgung, konsequent für Recht und Gerechtigkeit
einzusetzen?
Erika und Josef Schwarz haben sich zusammen mit dem
Hamburger Rechtsanwalt Heinz-Jürgen Schneider auf
eine mühsame Spurensuche begeben und die
Lebensgeschichten und das Wirken von über 300 RechtsanwältInnen
rekonstruiert, die in der Weimarer Republik für die Rote Hilfe tätig
waren.
In der Lesung soll nicht die Rote Hilfe als
Institution im Vordergrund stehen, sondern die
Menschen, die diese Organisation getragen und
unterstützt haben. Dabei ergibt sich ein differenziertes Bild, das
keineswegs nur parteipolitisch geprägt war. Viele Mitglieder und Anwälte
gehörten keiner Partei an. Die jüdischen Rechtanwälte und -anwältinnen
sollen im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen, denn etwa 60% der RA der
Roten Hilfe waren jüdischer Herkunft. Auch die Arbeit der wenigen
Rechtsanwältinnen in der Roten Hilfe (Frauen waren erst seit 1919 zum
Jura-Studium zugelassen) soll betrachtet werden. Die Situation vor Ort,
das Wirken von vier Anwälten der Roten Hilfe in
Erfurt, wird ebenfalls in den
Blick genommen. Die erhaltenen
Dokumente erlauben oft nur einen lückenhaften Einblick in das
Leben und Handeln dieser Menschen.
Einen persönlicher Einblick in das Leben
des bekannten Frankfurter Anwalts Adolf Moritz
Steinschneider wird ein Gespräch mit der Tochter
Luise Steinschneider bieten, die an diesem Abend in
Erfurt sein wird.
Lesung und Diskussion mit Erika Schwarz
(Erfurt) und Marie-Luise Steinschneider
(Frankfurt/M.)
Mittwoch, 11. Dezember 2002 um 19 Uhr
Begegnungsstätte Kleine Synagoge, An der
Stadtmünze, Erfurt
Veranstalter:
DGB-Bildungswerk
Thüringen e.V.
Projektgruppe
Erfurt im Nationalsozialismus
Warsbergstraße 1
99092 Erfurt
Telefon
0361-2172711
Fax 0361-2172727
hagalil.com
08-12-02 |