Antisemitische Parolen
Weimar: NPD will am 9. November marschieren. Gleichzeitig zahlreiche
antifaschistische Aktivitäten
Junge Welt vom
06.11.2002
Die Dreistigkeit der NPD, ausgerechnet am 9. November, dem 64. Jahrestag der von
den deutschen Faschisten angezettelten Pogromnacht gegen Juden in ganz
Deutschland, in Weimar einen Aufmarsch unter dem Motto "Deutschlands
Selbstbestimmung endlich vollenden" anzumelden, müßte eigentlich allein schon
zur Begründung eines Verbots der Partei ausreichen.
Schließlich wird im Aufruf kein Zweifel daran gelassen, daß sich
die Parole gegen Juden richtet. So wird darin von der "Befreiung von der
Bevormundung durch Zentralräte" gesprochen. Auch der neben dem NPD-Vorsitzenden
Udo Voigt als Hauptredner angekündigte Horst Mahler hat in der letzten Zeit
häufig mit antisemitischen Äußerungen von sich reden gemacht.
Ob und unter welchen Auflagen die NPD-Demonstration durch Weimar
genehmigt wird, steht noch nicht fest. Das Bündnis Autonomer Thüringer
Antifagruppen (Atag) hat zur Verhinderung des Aufmarsches aufgerufen. Den
Antifaschisten sei zwar klar, daß nicht jeder Aufzug der Rechten "zwingend eine
Gegenaktion erfordert" und man sich seinen "Terminkalender nicht von diesen
Kameraden diktieren lassen" dürfe.
Der jetzt geplanten Demonstration komme "durch den schrillen
antisemitischen Ton und das Aufgebot höchster NPD-Prominenz allerdings besondere
Bedeutung zu", erklärte ein Atag-Sprecher gegenüber jW. Das Bündnis will deshalb
bundesweit gegen den Aufmarsch mobilisieren.
Gleichzeitig findet am kommenden Wochenende bereits zum zwölften Mal der von
engagierten Antifaschisten im Thüringer DGB-Bildungswerk organisierte
Antifaschistische/Antirassistische Ratschlag statt – Veranstaltungsort und Datum
sind auch mit Blick auf die Pläne der NPD bewußt gewählt.
Ein wesentlicher Schwerpunkt in den Foren und Workshops wird der
wieder zunehmende Antisemitismus in Deutschland sein. Weiter werden – unter
anderem – die Förderung führender Neonazis durch den Verfassungsschutz und die
neue Rolle Deutschlands als kriegführende Macht thematisiert.
* Das Programm des Ratschlags in Weimar ist im Internet unter
www.lag-antifa.de zu finden. Es beginnt am 9.11. um 17 Uhr im "Mon
ami", Goetheplatz 11. Vorher finden um 11 Uhr auf dem Goetheplatz und
auf dem Theaterplatz Kundgebungen statt. Am 10. November wird der
Ratschlag um 10 Uhr fortgesetzt.
hagalil.com
06-11-02 |