Fortsetzung des "Antisemitismus-Streits" vor
Gericht?
Wer Antisemitismus
entgegentritt...
... kann sich schnell juristischen
Ärger einhandeln. Diese Erfahrung müssen derzeit engagierte
Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter von Ver.di Thüringen machen. Der
Spitzenkandidat der FDP Thüringen, Perry Wessely erstattete, wie das
Magazin Focus meldete, Strafanzeige wegen Sachbeschädigung,
Verunglimpfung und Beleidigung gegen die Gewerkschaft.
Der
Hintergrund
Im zurückliegenden Wahlkampf hatte
Ver.di Thüringen am 21. September eine Zeitungsanzeige geschaltet. Darin
positionierten sich verschiedene Gremien der Gewerkschaft gegen den
antisemitischen und rechtspopulistischen Kurs der FDP und gegen eine
mögliche Regierung Stoiber. Die Zeitungsanzeige beinhaltete den Satz:
„wer FDP wählt, wählt den antisemitischen rechtsliberalen Populismus und
den Abbau der Rechte der abhängig Beschäftigten“.
Genau durch diesen Satz sieht Wessely,
er hatte in Gera und im Kreis Saale-Holzland für die liberale Partei
kandidiert, einen allgemeinen Verdacht gegen alle Mitglieder der FDP in
die Welt gesetzt. Doch nicht genug damit brachte Wessely Parolen, die
auf Wahlplakate der Liberalen gesprüht wurden, mit der Aktion von Ver.di
in Verbindung.
Verunglimpfung und Beleidigung?
Der Thüringer Landesverband der
Mediengewerkschaft hat sich im Bundeswahlkampf eindeutig gegen
Antisemitismus positioniert, das ist auch bei Gewerkschaftern heute
nicht unbedingt selbstverständlich, sollte es jedoch sein. Daher ist es
notwendig diesen Gewerkschaftsmitgliedern, nicht nur moralisch, den
Rücken zu stärken.
Der „Fall Möllemann“ ist beileibe kein
Einzelfall. Im Internet-Forum der Bundespartei äußern sich, auch nach
dem Wahlkampf, ausführlich Rechtspopulisten, Geschichtsrevisionisten und
Antisemiten. Die meisten von ihnen tun dies unter einem durchaus
bürgerlich-demokratischen Selbstverständnis – und sie sehen ihre
politische Heimat in der FDP. Viele solcher Äußerungen sind sekundär
antisemitisch und erinnerungsabwehrend motiviert. Man wolle „das ewige
Büßergewand“ abstreifen. Aus solchen Äußerungen spricht die Sehnsucht
nach einem Schlussstrich unter die deutsche Geschichte.
Nur wenige FDP-Mitglieder haben sich
eindeutig gegen den forcierten Antisemitismus geäußert und selbst die
verdiente Alt-Liberale Hamm-Brücher hielt ihren Parteiaustritt bis nach
der Wahl zurück. Wer aus dem letzten sogenannten Antisemitismusstreit
den Schluß zieht, die FDP böte dem antisemitischen, rechtsliberalen
Populismus eine Heimat, der begeht sicher keine Verunglimpfung oder
Beleidigung. Es wird nur ausgesprochen was ist.
Möllemann surft die Westerwelle
is/hagalil.com
11-10-02 |