Antifaschistischer Ratschlag am 9. November in Weimar
Nicht nur in Weimar gegen Nazis
demonstrieren.
Rassismus und Antisemitismus den Weg
versperren!
Der antifaschistische Ratschlag 2002 findet in Weimar statt. Am 20.
April 2002 haben hier Neonazis um Christian
Worch und Steffen Hupka in Sichtweite des ehemaligen
KZ Buchenwald demonstriert, für den 9. November 2002 ist eine weitere
Demonstration angekündigt. Bewusst sind beide Tage
ausgewählt: Das Geburtsdatum Adolf Hitlers und der
Jahrestag des Putschversuchs von Adolf Hitler 1923
sowie der Judenpogrome 1938.
In Weimar hat sich in den letzten
Jahren ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen Neonazi-Aufmärsche
etabliert. Am 9. und 10. November 2002 wollen auch wir mit dem Ratschlag
Zeichen setzen. Seit vielen Jahren engagieren sich in Thüringen Menschen
aus
Antifa-Gruppen, Gewerkschaften, Parteien und Initiativen
gegen Rassismus, Antisemitismus und Neofaschismus.
Seit 1991 findet jeweils Anfang November ein
antifaschistischer und antirassistischer Ratschlag statt. Anlass ist der
Jahrestag der Pogrome gegen jüdische Menschen am 9.
November 1938.
Dieser Tag stand in der
Kontinuität des 9. November 1923, als ein erster
Putschversuch der NSDAP gegen die Weimarer Republik scheiterte. Fünfzehn
Jahre später wurden jüdische Menschen in Deutschland zusammengetrieben,
in
KZ gesperrt, ermordet und Synagogen angezündet. Dem
antisemitisch und rassistisch motivierten Morden
setzte erst die Befreiung durch die Alliierten ein
Ende. Für die Gegenwart gilt: Allein seit 1990 starben über
hundert Menschen in Deutschland als Opfer rechter und rassistischer
Gewalt.
Unverhohlen stellen sich die Neonazis mittlerweile
öffentlich in die Tradition der NSDAP und ihrer
Führer. Und: Antisemitische Einstellungen haben in
den vergangenen Jahren zugenommen bzw. werden heute offen
artikuliert.
In den ersten fünf Jahren der deutschen
Wiedervereinigung wurden mehr jüdische Friedhöfe
verwüstet, als in den Jahren zwischen 1914 und
1933. Insbesondere seit dem Beginn der "Al Aksa Intifada" gegen Israel
und den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ist eine Zunahme
antisemitischer Äußerungen wie offen gewalttätiger Übergriffe zu
verzeichnen. "Endlich muss Schluss sein mit der Konfrontation mit der
deutschen Vergangenheit" - diese Forderung wird nicht mehr nur von
Neonazis
und Ewiggestrigen erhoben. Antisemitismus ist Normalität -
eine Normalität, die wir niemals akzeptieren
werden.
Auch Rassismus ist ein fester Bestandteil der deutschen
Gesellschaft und nicht nur Merkmal einer extremen
Minderheit. Er wird befördert durch eine
ausschließlich an Verwertung orientierten Wirtschaftsweise und eine
Politik der Ausgrenzung und Diskriminierung
gegenüber Menschen anderer Herkunft,
Hautfarbe und Lebensweise. Dies findet seine Umsetzung in
zahlreichen gesetzlichen Regelungen, bspw. dem
Staatsbürgerschaftsrecht, dem Ausländerrecht, dem
Arbeitsrecht aber auch in der juristischen Ausgestaltung
der Konzepte der sogenannten inneren Sicherheit.
Kennzeichen der meisten
staatlichen Bekenntnisse zur Bekämpfung von Rassismus und Neofaschismus
ist, dass sie diese unter eine Verbotslogik stellt
und die eigene Verantwortung
der gesellschaftlichen Auseinandersetzung entzieht.
Für die Gegenwart gilt auch: Deutsches Militär ist wieder weltweit im
Einsatz. Unumwunden wird auch über einen "deutschen Sonderweg" und über
"spezifische deutsche Interessen" diskutiert.
Das "Nie wieder" der Jahre 1918 und 1945 scheint verdrängt
- oder es wird gar zur Begründung für
Auslandseinsätze genommen, wenn der grüne
Bundesaußenminister die Verhinderung eines neuen Auschwitz als Ziel der
Beteiligung am Jugoslawienkrieg ausgibt.
Wir rufen alle Menschen, die Rassismus, Faschismus und
Antisemitismus keinen Raum lassen wollen, dazu
auf, sich am 9. und 10. November 2002 am
mittlerweile 12. Thüringer antifaschistischen/antirassistischen
Ratschlag zu beteiligen. Wir wollen diesen Tag
nutzen, um aktuelle Diskussionen zu reflektieren
und unsere Position zu bestimmen. Wichtig war und ist uns
dabei, das Trennende in der Analyse wie Praxis zu diskutieren, aber auch
das
Gemeinsame zu suchen, um gegen Rassismus und Antisemitismus
vorzugehen.
Weitere Informationen:
LAG Antifaschismus/Antirassismus
VeranstalterInnen:
LAG Antifaschismus/Antirassismus Thüringen unterstützt
durch Anlaufstelle für Betroffene von
rechtsextremen und rassistischen Angriffen und
Diskriminierungen (ABAD), Courage, DGB-Bildungswerk Thüringen e.V.,
DGB-Jugend Thüringen, DGB-Landesbezirk Thüringen,
Gerberstraße Weimar, Kooperative Haina, Mobiles
Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Thüringen
(MOBIT), PDS Landtagsfraktion, SDAJ Thüringen, Thüringer Verband
der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten, ver.di Thüringen
-
sowie zahlreiche Einzelpersonen.
Gefördert durch CIVITAS
hagalil.com
02-10-02 |