Saddam Hussein und deutsche Nazis:
Brüder im Ungeist
Der rechtsextreme "Kampfbund Deutscher
Sozialisten" ist ein Zusammenschluss führender Neonazis mit ehemaligen
Kadern der KPD-Ost. Im Kampf gegen die Vereinigten Staaten, Israel und
die europäischen Demokratien sehen sie in Saddam Hussein ihren
Verbündeten.
Frontal21 vom 8.
Oktober 2002
von Rainer Fromm / >>
zdf-video
Er ist ihr Held - Brüder im Ungeist. Wir beobachten ein
Führungstreffen der Organisation in Langen. Dort steht man zur
Solidarität mit Saddam. Thomas Brehl, Kampfbund Deutscher Sozialisten:
"Der Irak ist für uns von besonderer Bedeutung, weil mit Saddam Hussein
an der Spitze des Irak ein Mensch steht, der uns schon in einigem an
unseren Führer Adolf Hitler erinnert, der dieser gewaltigen Übermacht
Amerikas trotzt, der nicht bereit ist, in die Knie zu gehen."
Axel Reitz, Kampfbund Deutscher Sozialisten: "Deswegen ist Saddam Hussein
für uns groß und bewundernswert, weil er es geschafft hat, wie unser
Führer Adolf Hitler, sein Volk hinter sich zu bringen und das Volk steht
hinter ihm Er hat den Irak zu einer der orientalischen Art und
Mentalität entsprechenden orientalischen Variante des
nationalsozialistischen Volksstaates gemacht."
"Rubrik Rechtsextremismus"
Das Innenministerium Nordrhein-Westfalen beobachtet den Kampfbund
Deutscher Sozialisten (KDS). In den Berichten des Verfassungsschutzes
hat er seinen Stammplatz in der Rubrik Rechtsextremismus. Dies bestätigt
uns Hartwig Moeller, Leiter des Verfassungsschutzes NRW: "Wir berichten
über den KDS seit seiner Gründung 1999, weil wir ihn für
verfassungsfeindlich halten, vor allem wegen seiner antiisraelischen und
antisemitischen Äußerungen."
Und genau diese Organisation hält Kontakte zu Saddam Hussein - wie der
Verfassungsschutz erstmals bestätigt. Frontal21: "Pflegen denn deutsche
Neonazis Kontakte zur irakischen Botschaft?" Moeller: "Die Frage kann
ich eindeutig mit Ja beantworten. Wir haben beobachtet, dass Vertreter
des KDS in der irakischen Botschaft Besuche abgestattet haben und
Gespräche dort geführt haben. Das gilt sowohl für die Botschaft als sie
noch in Bonn war wie auch jetzt in Berlin."
Saddam Hussein - ein Diktator, ein Kriegsverbrecher, ein Despot - weltweit
ist der Irak als so genannter Schurkenstaat geächtet. Doch mitten in
Europa findet er immer mehr Verbündete. Unter Neonazis,
Nationalrevolutionären und Skinheads hat Saddam Hussein - der Diktator -
seine Fans.
"Heil Hitler"
Axel Reitz, Kampfbund Deutscher Sozialisten: "Wir glauben auf dieser Erde
alleine Adolf Hitler. Wir glauben, dass der Nationalsozialismus der
allein seligmachende Glaube ist für unser Volk. Wir glauben, dass es
einen Herrgott im Himmel gibt, der uns geschaffen hat, wir glauben, dass
es einen Herrgott im Himmel gibt, der uns führt, der uns lenkt, und der
uns sichtbar segnet. Und wir glauben, dass dieser Herrgott uns Adolf
Hitler gesandt hat, damit Deutschland für alle Ewigkeit ein Fundament
werdet. Heil Hitler."
Aufnahmen aus der irakischen Botschaft belegen die Besuch des Kampfbundes
Deutscher Sozialisten: Selbstdarstellung vor dem Konterfei des
Diktators. Auf den Gruppenbildern nicht irgendwer, sondern Vorständler
des Kampfbundes Deutscher Sozialisten im freundlichen Plausch mit den
Repräsentanten der irakischen Republik. Alles ganz normal. Die Neonazis
sind voll des Lobes. Peter Habermann, Kampfbund Deutscher Sozialisten
(KDS), berichtet von den Besuchen in der Botschaft: "Wir werden ja
relativ selten empfangen und wenn wir empfangen wurden, in den letzten
Jahren war das ablehnende Haltung. Aber da bei den Irakern war es
absolut herzlich."
Wie beim Kameradschaftsabend
Das bestätigt auch Axel Reitz, KDS: "Ich gehe zu 100 Prozent davon aus,
dass die Iraker wissen, wer wir sind, wer unsere Vorbilder sind, was wir
wollen und da gab es nie Berührungsängste. Man kann sagen, es war so,
wie unser Kameradschaftsabend abläuft. Man war unter seinesgleichen kann
man sagen."
Nicht nur deutsche Neonazis, auch einflussreiche europäische
Rechtsradikale wie Jean Marie le pen suchen die Nähe zum irakischen
Dikator. Ein Kontakt mit politischem Gewicht. Le Pens Frontal National
repräsentiert bei Wahlen knapp jeden sechsten Franzosen, entfaltete
echte politischen Macht.
Le Penn und Hussein
Experten - wie Professor Patrick Moreau - fürchten um die militärische
Sicherheit Europas: "Das ist ein Problem der Sicherheit der NATO. Wir
haben das Problem in Serbien gehabt, wo französische Soldaten und
Offiziere auf der Seite von Serbien gekämpft haben. Es könnte natürlich
im Irak noch mal passieren, dass sie auf die Seite von Saddam Hussein
gehen, um natürlich die Ideale des Kampfes gegen den Imperialismus voll
erleben zu wollen."
Haider und Hussein
Für Propaganda-Zwecke im irakischen Fernsehen schlachtet die Diktatur ihre
Kontakte zu europäischen Rechtsradikalen aus: Jörg Haider-Kult im
Orient. Der Kärntner Volkstribun stilisiert zum Beleg erfolgreicher
Außenpolitik Saddam Husseins. Und das Wechselspiel funktioniert auch in
Österreich. Die FPÖ-nahe Postille "Zur Zeit" kann mit hochkarätigen
irakischen Außenpolitikern sowie islamistischen Terrorgruppen als
Gesprächspartner aufwarten. Die "Zur Zeit" wird mit österreichischen
Regierungsgeldern finanziell unterstützt.
Samuel Laster, Autor und Extremismusexperte: "Es gab auch Interviews mit
führenden Politikern des Irak und es wurde die irakische Position so
dargestellt, wie es die irakische Propaganda gerne hätte. Eins zu eins
übernommen. Man könnte das 'Zur Zeit' als eines der Zentralorgane der
irakischen Propaganda in Europa bezeichnen."
Prof. Dr. Patrick Moreau, Extremismusforscher, analysiert die Politik
Haiders so: "Haider führt seit zwei Jahren eine klare antiamerikanische
Politik. Er hat in seiner Nähe Leute, die zur neuen Rechten gehören, zur
Alain de Benoire-Bewegung gehören. Diese Leute sind immer
antiimperialistisch, antiamerikanisch und antiisraelisch eingestellt
gewesen. Das ist eine Möglichkeit für diese Leute, endlich wieder Krieg
gegen den zweiten Hauptfeind führen zu können, Israel."
Gerne hätten wir auch Jörg Haider über seine Irakpolitik befragt, doch der
lässt sein Interview kurzzeitig absagen. Auch bei der irakischen
Botschaft in Deutschland bleibt unsere Interviewanfrage unbeantwortet.
Die deutschen Rechtsradikalen vom KDS schmücken sich mit der Aufwartung
durch den irakischen Diktator. In einem Dankesschreiben vom 3. Juni
wendet sich Hussein persönlich an die Brüder im Geiste: "Seine
Exzellenz, der Präsident der Republik Irak, Saddam Hussein (...) wünscht
Ihnen beste Gesundheit und Erfolg." Aufmunterung für deutsche
Verfassungsfeinde und die drucken bereits erste Pro-Hussein Flugblätter.
Unheilige Allianz
Und vor wenigen Wochen nimmt der Geschäftsträger der irakischen Botschaft
Deutschlands die Ehrennadel des rechtsextremen KDS entgegen, wie Peter
Habermann, KDS, berichtet: "Am Jahrestag der Revolution in Berlin in der
Botschaft eingeladen waren zur Feier und im Rahmen dieser Feier, haben
wir im Anschluss der Veranstaltung dem Botschafter die Auszeichnung
überreicht, und ich durfte sie ihm im Anschluss daran selbst ans Revier
heften. Er hat sich gefreut und hat sich herzlich bedankt." Deutsche
Neonazis und europäische Rechtsradikale suchen den Schulterschluss mit
dem irakischen Diktator - eine unheilige Allianz.
hagalil.com
10-10-02 |