Nach stern-Recherchen von 1997:
Naziverbrecher Bikker 2003 vor Gericht?
Der vermutlich letzte Prozess gegen einen noch lebenden
SS-Angehörigen wird vor dem Landgericht Hagen stattfinden. Angeklagt ist
der 87-jährige Herbertus Bikker. Er wird beschuldigt, im November 1944
den holländischen Widerstandskämpfer Jan Houtman ermordet zu haben.
Bikker, holländischer Freiwilliger bei der Waffen-SS und
später Zugwachtmeister der Ordnungspolizei in Holland, war für den Mord
1949 in den Niederlanden zunächst zum Tode und in der Berufung zu
lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Zusammen mit sechs anderen
Kriegsverbrechern gelang ihm 1952 die Flucht aus dem Gefängnis in Breda.
Die "Sieben von Breda" flohen nach Deutschland, wo sie lediglich wegen
illegalen Grenzübertritts zu einer Ordnungsstrafe verurteilt wurden.
Bikker, der als Nazi-Kollaborateur durch einen "Führererlass" die deutsche
Staatsangehörigkeit erhalten hatte, konnte daher nicht an die
Niederlande ausgeliefert werden. Von stern-Redakteuren 1997 u.a. mit dem
Mord an Houtman konfrontiert, gestand der auch als "Schlächter von
Ommen" bekannte Bikker erstmals: "Und dann hab ik ihm den Gnadenschuss
gegeben." Das Mordgeständnis rief die Staatsanwaltschaft auf den Plan.
Aufgrund des stern-Berichts vom 13. November 1997 nahm Oberstaatsanwalt
Ulrich Maaß von der Zentralstelle für nationalsozialistische
Massenverbrechen in Dortmund die Ermittlungen wieder auf und erhob jetzt
Anklage wegen Mordes an Jan Houtmann.
Den stern-Bericht von 1997 finden Sie online unter
www.stern.de/bikker
hagalil.com
31-10-02 |