Platzhalter:
Mathias Reichhold gibt den neuen FPÖ-Obmann
junge-welt.de / wp
92,2 Prozent der Delegierten des
FPÖ-Sonderparteitages haben sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner
geeinigt und Mathias Reichhold zum neuen Obmann gekürt. »Ich stehe hier,
weil Jörg Haider entschieden hat, nicht zum Parteiobmann zu
kandidieren«, begründete der Kärntner Biobauer seine Kandidatur.
Seine Bekundungen der Unterwürfigkeit gegenüber dem
»einfachen Parteimitglied« löste stehende Ovationen aus. Haider wußte
das entsprechend zu deuten. Die Delegierten hätten gemeint, »wenn der
Jörg hinter ihm steht, dann vertrauen wir ihm«. »Ich hoffe, daß er uns
nicht enttäuscht und daß er sich nicht von der Wiener Atmosphäre
anstecken läßt«, fügte der Kärntner Landeshauptmann hinzu.
Die Enttäuschung ist vorprogrammiert. Nach dem zu
erwartenden Desaster bei den Nationalratswahlen im Dezember wird der
Platzhalter Haiders Comeback wohl nicht im Wege stehen. Reichhold war
einer der engsten Haider-Vertrauten. Bis der Mann mit dem begrenzten
Vokabular (Ja, ja), der ein halbes Jahr Infrastrukturminister war, sich
von der Wiener Atmosphäre anstecken ließ. Auch er stellte sein Amt zur
Verfügung, allerdings erst einen Tag nach den spektakulären Rücktritten
der Vizekanzlerin und des Finanzministers. Nun soll er die beiden Seelen
in der Brust der FPÖ versöhnen. Das kann nur ein Mann ohne
Eigenschaften. Zum Populisten fehlt ihm das populistische Talent, und
als Hoffnungsträger des neuen Elitärismus in der FPÖ ist er eine glatte
Fehlbesetzung.
Den Biobauern vorübergehend mehrheitsfähig gemacht hat
sein Stallgeruch. Es ist der Deutschnationalismus der Kärntner Art, der
den Delegierten das Gefühl vermittelte, daß hinter dem Interimobmann der
Jörgl steht.
hagalil.com
22-09-02 |