Rechte mussten Marsch in Potsdam
absagen:
2000 gegen Nazi-Kundgebung auf der Strasse
Ralf
Wurzbacher
Junge Welt, 16.09.2002
Abgesagt hat die NPD angesichts angekündigter Proteste und kurzfristig erteilter
polizeilicher Auflagen am vergangenen Samstag einen Aufmarsch in Potsdam. Unter
dem Schutz eines massiven Polizeiaufgebots hielten lediglich 70 zumeist
jugendliche Neonazis eine 30 minütige Kundgebung unter der Losung "Schluss mit
der Masseneinwanderung russischer Juden, Deutschland uns Deutschen" am Bahnhof
Pirschheide außerhalb der brandenburgischen Landeshauptstadt ab.
Erwartet hatten die Organisatoren mindestens 300 Teilnehmer.
Noch am Freitag hatte das Oberverwaltungsgericht in Frankfurt/Oder die
Demonstration mit der Begründung genehmigt, das Motto erfülle nicht den
Anfangsverdacht der Volksverhetzung.
Zeitgleich zur Neonazi-Kundgebung versammelten sich unter dem
Motto "Potsdam bekennt Farbe" im Stadtzentrum neben Vertretern aller
Bundestagsparteien, von Gewerkschaften und Kirchen rund 1500 Menschen, um ein
Zeichen gegen Intoleranz und Menschenverachtung zu setzen.
Durch kurzfristig verhängte Auflagen gegen von linken,
antifaschistischen Gruppen angemeldete Aktionen setzte die Polizei faktisch ein
Demoverbot gegen alle durch, die sich nicht der städtischen Protestveranstaltung
anschlossen.
So wurde eine angekündigte Kundgebung am Hauptbahnhof per
Polizeiverordnung kurzerhand nach Babelsberg verlegt – weshalb die Veranstalter
schließlich verzichteten. Dennoch beteiligten sich etwa 500 Antifaschisten an
verschiedenen spontanen Protestaktionen im Stadtgebiet.
hagalil.com
17-09-02 |