antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

 

Autoritäre Charaktere - faschistische Täter:
"...das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie..."

Seminar- und Vortragsreihe beim Campus-Projekt
24.8.-22.9.2002 - Essen
Kokerei Zollverein Essen/Arendahls Wiese
Ruhr Universität Bochum

Die Frage nach dem Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie, die Theodor W. Adorno 1959 in seinem Vortrag "Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit" stellte, hat nichts von ihrer Aktualität verloren: "Der Nationalsozialismus lebt nach, und bis heute wissen wir nicht, ob als Gespenst dessen, was so monströs war, daß es am eigenen Tode noch nicht starb, oder ob es gar nicht erst zum Tode kam; ob die Bereitschaft zum Unsäglichen fortwest in den Menschen wie in den Verhältnissen, die sie umklammern."

Die Ermöglichungsbedingungen des Faschismus und des Holocaust sowie ihr Fortleben in den Menschen und den Verhältnissen, sollen das Thema der Seminar- und Vortragsreihe beim Campus-Projekt der Kokerei Zollverein sein. Dabei folgen die Seminare den von der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule beschrittenen Pfaden der Analyse von Gesellschaft und Subjekten. 

Sozialpsychologische Deutungsversuche stehen im Zentrum des Seminars über die Theorie des autoritären Charakters, mit der die Veranstaltungsreihe am Samstag und Sonntag, den 24./25. August eröffnet wird. Anhand von Texten Theodor W. Adornos und Erich Fromms soll dabei der psychoanalytische Zugang zur Erklärung faschistischen Massenverhaltens und der diesem zugrundeliegenden psychischen Struktur der Gesellschaft rekonstruiert werden.

Im Seminar am Sonntag, den 22. September geht es um den Antisemitismus als zentralen Bestandteil nationalsozialistischer Weltanschauung und Politik sowie dessen Grundlagen in der kapitalistischen Vergesellschaftung. Im Mittelpunkt steht dabei der Text "Nationalsozialismus und Antisemitismus" des amerikanischen Soziologen Moishe Postone, der an Analysen von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno in dem Buch "Dialektik der Aufklärung" anschließt. Neben der Relektüre des Textes sollen dessen theoretische Grundlagen und unterschiedlichen Rezeptionen thematisiert werden.

Wie es um die Aufarbeitung der Vergangenheit in Deutschland im sechsten Jahrzehnt nach dem Ende des ‚Dritten Reiches’ steht, soll in drei Vorträgen am Samstag, den 21. September diskutiert werden. Dabei werden öffentliche, familiale und wissenschaftliche Formen des Umgangs mit der nationalsozialistischen Vergangenheit betrachtet.

In einem Übersichtsvortrag wird der Freiburger Historiker Ulrich Herbert den Wandel des Bildes des Nationalsozialismus in der wissenschaftlichen wie politischen Öffentlichkeit der BRD nachzeichnen, der sich im wesentlichen durch die späte Wahrnehmung und Erforschung des Holocaust und der an ihm beteiligten und von ihm profitierenden Täter und Mittäter, ihrer Handlungsmotive und ideologischen Einstellungen auszeichnet. Herbert wird dabei darstellen, wie das Selbstbild der Täter als nicht verantwortliche Befehlsempfänger auch die geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung des Nationalsozialismus geprägt hat.

Schuldabwehr bildet auch das Thema von zwei weiteren Vorträgen am Samstag.

Der Hannoveraner Sozialpsychologe Harald Welzer wird die Ergebnisse seiner Mehrgenerationenstudie zu Familienerzählungen über den Nationalsozialismus vorstellen. Er bezeichnet die Entwicklung einer Entlastung der Täter durch ihre Kinder und Enkel als „kumulative Heroisierung“ und konstatiert ein Auseinanderklaffen von abstrakter Verurteilung des Holocaust bei gleichzeitigen Rettungsversuchen der Familiengeschichte.

Diese Tendenz sieht auch der Hamburger Journalist Günther Jacob, der über die Aussöhnungsversuche mit der Tätergeneration referieren wird. Dabei beschäftigt er sich speziell mit der Einebnung der Differenz zwischen Tätern und Opfern, die v.a. in der neueren „Oral History“ über den NS unterschiedslos als „Zeitzeugen" charakterisiert werden. Dies zeigt sich, Jacob zufolge, besonders in der Übertragung der Erkenntnisse über die Traumatisierung von Holocaust-Überlebenden und ihren Angehörigen auf die Täter und ihre Nachkommen.

 

Vorträge Im September

Samstag 21.9.02

Harald Welzer (Sozialpsychologe, Hannover)
- Kumulative Heroisierung.
Nationalsozialismus und Krieg im Gespräch zwischen den Generationen (16h)
 
Günther Jacob (freier Journalist, Hamburg)
- Stille Post. Die deutsche Oral History und die Relativierung von Auschwitz (18h)

Ulrich Herbert (Historiker, Freiburg)
- Vernichtungspolitik. Neue
Antworten und Fragen zur Geschichte des Holocaust (20h)

Seminar im September

Sonntag 22.9.02

Seminar: Moishe Postones Antisemitismustheorie

Ein Reader zu den Veranstaltungen ist seit Juni erhältlich.
Weitere Informationen unter
www.kokereizollverein.de

hagalil.com 20-09-02

 


DE-Titel
US-Titel

Books

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2013 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved