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Judentum und Israel
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Antizionismus: Die neu-alte Rechtfertigung für den Judenhass

Antisemitische Befreiungsschläge

Die antizionistische Ideologie wird in Deutschland neuerdings auch in Kreisen der etablierten Politik en vogue. War sie historisch eher in linken Kreisen angesiedelt und auch ein Teil der Staatsideologie der DDR, so finden sich ihre neuen Jünger übergreifend im gesamten Spektrum der politischen Parteien und der Medien von FAZ bis TAZ.

Antizionismus war nie eine eigenständige Geisteshaltung, sondern „in Wirklichkeit nur eine neue, verkappte Form eines latenten Antisemitismus, der im Gegensatz zur tradierten Judenfeindschaft weniger religiöse als vielmehr politische und ökonomische Gründe hat“ (Lothar Mertens, Antizionismus: Feindschaft gegen Israel als neue Form des Antisemitismus in: Wolfgang Benz (Hrsg.) Antisemitismus in Deutschland).

Die DDR als Staat mit offiziell proklamiertem „antifaschistischem Selbstverständnis“ machte sich den Antizionismus als Staatsdoktrin bereits in den frühen 50er Jahren zu eigen. So heißt es in einem Beschluss des Zentralkommitees von 1952: "Die zionistische Bewegung hat nichts gemein mit Zielen der Humanität und wahrhafter Menschlichkeit. Sie wird beherrscht, gelenkt und befehligt vom USA-Imperialismus, dient ausschließlich seinen Interessen und den Interessen der jüdischen Kapitalisten" (Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Bd. IV, Berlin (Ost) 1954). Die SED negierte so nicht nur, in erinnerungsabwehrender Motivation, jegliche Verantwortung der DDR für die deutsche Geschichte, sie betrieb mit der Gleichsetzung von Zionismus, Kapitalismus und US-Imperialismus offensiv antijüdische Politik. Dies betraf auch die Politik der DDR in Bezug auf Israel. Jahrzehntelang gab es nicht nur keine diplomatischen Kontakte zu Israel, die erst die Regierung Modrow aufnahm, sondern Israel wurde in den Medien der DDR stets negativ, als Aggressor und imperialistischer Staat verteufelt.

In der alten Bundesrepublik blieb die antizionistische Spielart des Antisemitismus immer eine Ideologie linker Gruppen und Parteien. Dies reicht von der Studentenbewegung 1968 und den aus ihr entstehenden marxistisch-leninistischen Kleinstparteien bis zu den Grünen und linksradikalen Gruppen. Gerade bei letzteren wurden immer wieder Forderungen nach dem „Boykott israelischer Waren, Strände und Kibbuzim“ oder nach der Zerschlagung des „zionistischen Gebildes Israel“ im Rahmen einer linken Solidarisierung mit der palästinensischen Intifada laut. Auch den West-Linken galt Israel mal als imperialistischer Staat oder, bei weitem perfider und in völliger Geschichtslosigkeit versinkend, als „faschistisch“.

Heute, Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR, will Deutschland sich endlich endgültig der eigenen Schuld an Auschwitz entledigen und wieder eine normale Nation darstellen. In diesem Rahmen bilden sich auch völlig neue Koalitionen von Antizionisten. Diese Koalition umfasst von Norbert Blüm und dem außenpolitischen Sprecher der CDU Karl Lamers über Jürgen Möllemann und Guido Westerwelle bis zu linksnationalistischen Teilen der PDS das gesamte politische Parteien-Spektrum, in das sich selbstverständlich auch die „linken“ Antizionisten der Palästina-Solidarität einreihen. Sie alle eint, dass es ihnen nur vordergründig um die Palästinenser geht. Ihr eigentliches Motiv, es endlich ‚den Juden’ wieder zeigen zu können, ist kaum verborgen.

Die immer wieder auftauchenden Vergleiche Israels mit dem deutschen Nationalsozialismus zeigen am deutlichsten worum es im Kern geht, um die eigene Entlastung. Daher spricht ein Norbert Blüm vom „hemmungslosen Vernichtungskrieg“ Israels und daher wird in e-Mails an haGalil onLine gefragt: „Wann bezeichnet sich Scharon als Führer?“

Dabei  werden die Palästinenser und Palästinenserinnen funktionalisiert als Projektionsfläche für den eigenen Kampf, den man gerne gegen die Juden führen würde. Gleichzeitig findet eine Identifizierung aller Jüdinnen und Juden mit Israel statt, womit sie in der antisemitischen Logik zu Tätern werden, gegen deren Tyrannei jedes Mittel legitim ist.

Sollte die Mobilisierung des antisemitischen Ressentiments in Politik und Medien in der aktuellen Form weitergehen, so steht zu Befürchten, daß die Zahl der offenen Gewalttaten gegen jüdische Einrichtungen oder gegen Juden und Jüdinnen, die sich als solche zu erkennen geben, zunehmen. Die Folie, wie solche gesellschaftlichen Diskurse in Gewalttaten enden, bieten die pogromartigen Überfälle auf Flüchtlingsunterkünfte in Hoyerswerda, Mannheim, Rostock und anderswo. Ihnen voraus ging ein breite geführter, rassistisch und zum Teil völkisch aufgeladener, Diskurs zur faktischen Abschaffung des Asylrechts. Die Täter vor Ort fühlten sich real nur noch als die Vollstrecker des ‚Volkswillens’.

Wer sich heute in die Front der Antizionisten einreiht ist genauso Täter, wie diejenigen die jüdische Friedhöfe schänden oder Brandbomben auf Synagogen werfen.

is / hagalil.com 18-04-02

 


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