Serie von Schändungen
jüdischer Gedenkstätten:
Deutscher Wahn
Innerhalb weniger Tage gab es sechs Schändungen jüdischer Friedhöfe und
Gedenkstätten für Opfer des Nationalsozialismus.
So entweihten Antisemiten Friedhöfe und Gedenkstätten in
Wöbbelin, Raben-Steinfeld, Boizenburg und Rostock, alle diese Orte
liegen in Mecklenburg-Vorpommern. In Berlin entdeckten Passanten, dass
eine Gedenktafel am Hansa-Ufer mit einem Hakenkreuz beschmiert wurde und
in der KZ-Gedenkstätte Wöbbelin beschädigten unbekannte Täter ein
Sandsteinrelief schwer. In allen Fällen ermittelt der Staatsschutz.
Für die jüdische Gemeinde im nördlichen Bundesland wurde
vom Innenministerium verstärkter Polizeischutz angeordnet. Rostocks
Oberbürgermeister Arno Pöker traf sich am Mittwoch mit Landesrabbiner
William Wolff und Leonid Bogdan, dem Vorsitzenden der Jüdischen
Gemeinde, um über bessere Schutzmaßnahmen jüdischer Einrichtungen in
Rostock zu beraten. Die Schändungen
lösten in Mecklenburg-Vorpommern gleichzeitig eine Debatte über die
politische Bildungsarbeit im Bundesland aus. So mahnte der Verein
Politische Memoriale, welcher sich auf Gedenkstättenarbeit spezialisiert
hat, eine kontinuierliche Förderung von Bildungsträgern an. Der Verein
bemängelt fehlende Konzepte, die Bildungsarbeit in Schule, Ausbildung
und in der außerschulischen Bildung verknüpfen.
Es ist offensichtlich, dass in den letzten Jahren zwar
diverse Programme gegen Rechtsextremismus gefördert wurden, von denen
die meisten allerdings eher einen kurzfristigen Charakter haben.
Unbefristete und qualifizierte Stellen wurden jedoch weder in der
Pädagogik, noch in der politischen Bildung geschaffen. Auffällig dabei
ist die geringe Anzahl von Projekten, die sich explizit gegen
Antisemitismus wenden. Hier fehlen mehr als in anderen Bereichen
aufklärerisch wirkende Projekte. allerdings wird dem antisemitischen
Wahn allein mit Mitteln von Justiz und Pädagogik nur sehr begrenzt an
der Wurzel zu begegnen sein, solange die gesellschaftlichen
Verhältnisse, die dessen Grundlage bilden nicht angetastet werden.
...in der Mitte angekommen
is/hagalil.com 14-03-02 |