Nazi-Gegner im Visier der Anti-Antifa:
Werwölfe im Schafspelz?
Seit einigen Monaten betreibt die
Aktivistin der Anti-Antifa Thekla Kosche unter dem Label Redax Nord eine
eigene Homepage auf welcher sie, neben Berichten über Nazi-Aufmärsche
und einigen Texten, vor allem Fotomaterial von linken Gegendemonstranten
veröffentlicht.
Den Sinn ihrer Seite benennt Kosche
wie folgt: „Schwerpunkt des Interesses sind die Spannungsfelder zwischen
gesellschaftlichen Randgruppen, Subkulturen und Ethnien. Besondere
Aufmerksamkeit gilt dem politischen Extremismus, seinen Strukturen,
Organisationen und Aktionsformen.“. Diese Sätze muten beim Lesen nicht
anders an, als Postionen wie sie auch von „staatsoffiziellen
Extremismus-Experten“ vom Schlage der Herren Uwe Backes und
Eckhard Jesse zu lesen sein könnten. Kosche versucht weitgehend
rechtsextremen Sprachgebrauch zu vermeiden und mag sich seriös und
neurechts geben.
Zu den von ihr veröffentlichten
Texten gehören sowohl die skandalöse Rede Martin Walsers anlässlich der
Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, als auch die
Replik des revisionistischen Historikers Ernst Nolte. Dennoch unterläuft
der langjährigen Nazi-Aktivistin doch der sprachliche Lapsus in den
Berichten über Nazi-Aufmärsche ihre Kameraden „nationale Bürger“
zu nennen. Im Detail enttarnt sich die Nazi-Frau.
Die sich so harmlos gebende Thekla
Maria Kosche betrieb bereits 1996 eine Mailbox im rechtsextremen
Thule-Netz. Dort wurde Kosche nach Spekulationen über ihre mögliche
Arbeit für den Verfassungsschutzhinausgeworfen und sie baute unter
Mitwirkung von Nazi-Kadern wie Oliver Schweigert, Jürgen Jost, dem
ehemaligen Pressesprecher" des Netzes, Teilen des "Freiheitlichen
Volksblocks" aus Nürnberg und prominenten NPD/JN-Mitgliedern eine neue
Vernetzung der Führungsebene unter dem Namen Nordland-Netz, auf.
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Thekla Kosche
mit einem Kameraden beim
NPD-Aufmarsch am 3. Oktober
in Berlin
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Der Schwerpunkt von Nordland sollte
die Anti-Antifa sein. Zum Charakter der Anti-Antifa-Arbeit schrieb das
Antifaschistische Infoblatt (AIB): „Das Ausspähen von politischen
GegnerInnen ist ein verbindendes Element der verschiedenen Spektren und
Fraktionen der rechten und rechtsextremen Szene. Die sogenannte
Anti-Antifa-Arbeit, z.B. das Veröffentlichen von Namen, Adressen und
Fotos von alten und jungen AntifaschistInnen, JournalistInnen oder
GewerkschafterInnen gehört mal mehr, mal weniger offen zum guten Ton in
den meisten rechten Publikationen. Das reicht von schlecht kopierten
Neonazi-Fanzines über die NPD-Parteizeitung Deutsche Stimme bis hin zur
Jungen Freiheit, den Internet-Seiten diverser Neonazigruppierungen und
Videos der Blood & Honour Strukturen“
Thekla Kosche forderte in Nordland
auf zur "Archivierung und
Sammlung von Daten" über "die linken Drahtzieher und Anstifter"
auf. Die gesammelten Daten sollten an ihre Computermailbox „Asgard BBS“
gesendet werden, die für Norddeutschland als zentrale Anlaufstelle
diente. Die Berliner Anlaufstelle wurde unter der Regie des ehemaligen
Kroatien-Söldners Oliver Schweigert betrieben, der ein langjähriger
Freund des inhaftierten Nazi-Mörders Kai Diener ist. Diesner hatte,
nachdem er in Berlin einen linken Buchhändler niederschoss, im Zuge
seiner Flucht einen Polizisten auf einem Rastplatz ermordet.
Die Anti-Antifa-Aktivitäten der
Neonazis beschränken sich nicht auf die Veröffentlichung einzelner Daten
über politische Gegner. So wurde bereits 1979 eine Todesliste der
NSDAP/AO (AO steht hier für Aufbauorganisation) gegen Linke in
Westberlin verbreitet. Und im November 1993 wurde bundesweit die
Nazi-Broschüre „Der Einblick“ vertrieben. Sie enthält Hunderte
von Namen und Adressen bekannter Antifaschisten, Gewerkschafter,
Journalisten und Sozialdemokraten. Im September 1999 verschickte dann
die Anti-Antifa Kurfalz eine Liste mit rund 40 Namen au Berlin an Nazis
aus der Hauptstadt.
Und schließlich tauchte erneut in
Berlin ein zwanzig Seiten starkes Heft mit dem Titel „Wehrwolf“
auf. „Nach Rubriken wie „Parlamentarier“, „Hebräer“ und
„Demokratische Propagandasender“ sortiert, finden sich hier rund 150
Namen und Adressen von sogenannten „Volksfeinden“. Neben vierzig
Bundestagsabgeordneten aller Parteien (...) konzentrieren sich die
Wehrwolf-Macher auf jüdische Gemeinden und Institutionen sowie
veröffentlichte Kontaktadressen der Roten Hilfe und der MLPD.“(AIB
Nr.50) Zu beziehen war diese unter dem Namen Anti-Antifa Saarpfalz
herausgegebene Broschüre über das selbe Postfach, wie das im September
des selben Jahres erschienene Machwerk.
Die hier aufgeführten beispiele sind
durchaus unvollzählig und Durchsuchungen der Polizei bei Neonazis zeigen
häufig genug, dass diese nicht nur Listen ihrer politischen Gegner
veröffentlichen, sondern auch im Besitz von Waffen und Sprengstoff sind.
So fanden die Sicherheitsbehörden bei einer Durchsuchung des Anwesens
des NPD-Mitglied Anton Pfahler Handgranaten und mehrere
Maschinenpistolen. Auf Pfahlers Gelände im bayerischen Sinning hat nicht
nur die NPD-Zeitung Deutsche Stimme ihre Redaktions-und Verlagsräume.
Auch Norman Kempken, einer der Herausgeber des oben erwähnten
„Einblick“ fand dort zeitweilig ein Unterkommen. Auch die
antisemitischen Anschläge der Nazi-Gruppe
„Nationale Bewegung“ vor einem Jahr zeigen, dass militante
Potential von konspirativ arbeitenden Nazi-Gruppierungen.
is/ hagalil.com 08-01-02 |