Rechtsruck in Deutschland
Vom "Aufstand der Anständigen" vor einem Jahr zum neu eröffneten
"Kampf der Kulturen".
Eine Bilanz zum 9. November 2001. Von Ulla Jelpke
Es ist erst ein Jahr her, als Bundeskanzler Gerhard Schröder,
Bundesinnenminister Otto Schily, alle im Bundestag vertretenen Parteien,
der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Kirchen, der Zentralrat der Juden in
Deutschland, die deutschen Unternehmerverbände ihren gemeinsamen Aufruf
starteten gegen die rechte Gewalt im Land. Und es ist genau ein Jahr
her, daß am Brandenburger Tor in Berlin 200 000 Menschen unter der
Losung demonstrierten: "Wir stehen auf für Menschlichkeit und Toleranz".
Der großen Gesten und der Medienshow hatte es bedurft,
weil u.a. jahrelanges Feilschen der deutschen Wirtschaft um eine
symbolische Entschädigung für ihre "Zwangsarbeiter" im "Dritten Reich,
eine "zündelnde" CDU-Debatte um Doppelpaß und "deutsche Leitkultur" und
der ungeschminkt zur Schau gestellte Rassismus der Neunazis das
"deutsche Ansehen" in der Welt, sprich: die internationalen
Verwertungsbedingungen für das deutsche Kapital nicht gerade befördert
hatten. "Wirtschaft braucht Freiheit und Toleranz, rechte Gewalt
schreckt ausländische Unternehmen und ihre Mitarbeiter davon ab, sich in
Deutschland zu engagieren", schrieb Otto Graf Lambsdorff in der Welt
am Sonntag
vom 5. November. Und Paul Spiegel, der Vorsitzende des Zentralrats der
Juden, fragte auf der Kundgebung vor dem Brandenburger Tor . "Ist es
etwa deutsche Leitkultur, Fremde zu jagen, Synagogen anzuzünden,
Obdachlose zu töten?" Das war im 62. Jahr nach dem faschistischen
Judenpogrom in Berlin.
Im 63. Jahr steht der 9. November unter anderen Zeichen.
Deutschland wird sich am Krieg der USA gegen Afghanistan beteiligen und
baut im Innern mühsam erkämpfte demokratische Rechte ab. Die Solidarität
mit dem US-amerikanischen Volk und den Opfern der verheerenden
Terroranschläge in New York und Washington hat die deutsche Politik im
Handumdrehen verkürzt auf die Solidarität mit der US-amerikanischen
Machtpolitik in Asien. Und wieder orientiert sich die deutsche Außen-
und Innenpolitik nicht an ihrem Verfassungsauftrag, "Schaden vom
deutschen Volke abzuwehren", sondern an den Interessen deutscher
Konzerne, die wieder dabei sein wollen, wenn strategische Einflußsphären
neu verteilt werden.
9.131 Straf- und Gewalttaten
Ein Jahr nach dem "Aufstand der Anständigen" hat sich
der öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzte kurzatmigem Aktionismus
erschöpft. Bis Oktober sind in diesem Jahr 9.131 rechte Straf- und
Gewalttaten gemeldet worden, die Dunkelziffer liegt weitaus höher.
Dennoch verkündet Schily Monat für Monat einen "Rückgang" der Zahlen,
obwohl er zugibt, "dass sich die Fallzahlen aufgrund von Nachmeldungen
noch erheblich verändern können" (Pressemitteilung BMI vom 18.10.01 u.
30.08.01).
Während Tagesspiegel und Frankfurter Rundschau
am 5. Oktober - ein Jahr nach ihrer ersten erschreckenden Bilanz - erneut
die Zahl der Todesopfer rechter Gewalt seit 1990 vorlegten und 97 Opfer
nennen, erkennt die Bundesregierung weiterhin nur 38 Tötungsdelikte als
politisch motiviert an. Obwohl mit der Einführung des neuen
Erfassungskriteriums "politisch motiviert" anstelle des unpräzisen
Begriffs "extremistisch" eine realitätsgetreuere Erfassung rechter
Straf- und Gewalttaten angekündigt war. Erfasst werden sollten zum
Beispiel politisch motivierte Delikte gegen Obdachlose. Dies aber
scheitert nach wie vor an dem Unwillen der vor Ort zuständigen Behörden.
Neben dem Bestreben, das eigene Bundesland oder den eigenen Dienstbezirk
nicht als "rechtsextreme Hochburg" in Verruf zu bringen, verhindern
rassistische und minderheitenfeindliche Einstellungen oft die Erfassung
und Weiterleitung rechter Straftaten. Dies zur Kenntnis zu nehmen,
weigert sich die Bundesregierung beharrlich. Als Grund für ihre
Nichterfassung rechtsextrem motivierter Morde gibt sie eine neue
Zählweise an, deren Umsetzung in den Behörden noch nicht abgeschlossen
ist. (Bundestagsdrucksache 14/7003).
Als Paul Spiegel im August erklärte, Menschen anderer
Hautfarbe, anderen Glaubens, anderer Nationalität könnten sich "nirgends
in diesem Land mehr sicher fühlen", und bilanzierte, für Minderheiten
sei "die Situation in der Bundesrepublik so kritisch wie vielleicht noch
nie in ihrer jungen Geschichte", sah er sich einer Welle von Empörung
und heftigem Widerspruch ausgesetzt. Der innenpolitische Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, konnte gar nicht schnell
genug "richtigstellen", Spiegel habe mit seinen Äußerungen "deutlich
übertrieben". Mit Beschönigen und Verharmlosen aber wird Neofaschismus
nicht bekämpft, im Gegenteil: Das macht ihn salonfähig. Und es läßt alle
bisherigen und alle potentiellen Opfer allein, statt ihnen dringend
nötigen Schutz und Unterstützung zu geben. Zu recht fragte der <I>Tagesspiegel<I>
im letzten September, wie viele Todesopfer rechter Gewalt noch leben
könnten, "wenn die Wahrheit früher bekannt gewesen wäre". Die <I>Frankfurter
Rundschau<I> sprach im selben Zusammenhang von einem "schuldhaften
Desinteresse" der zuständigen Behörden.
Sucht man nach Maßnahmen, welche die Regierung seit dem
letzten Herbst ergriffen haben will, wird man so recht nicht fündig.
Nach kurzer Aufregung und heftigem Flügelschlagen ist man zur alten
Routine zurückgekehrt. So wurde zwar im März dieses Jahres ein
gemeinsamer Antrag "Gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit,
Antisemitismus und Gewalt" der Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die
Grünen, F.D.P. und PDS im Bundestag verabschiedet. Doch die darin
enthaltenen Forderungen an die Regierung sind bis heute nicht umgesetzt.
Die Einrichtung einer unabhängigen Stelle zur Beobachtung von Rassismus
und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland - analog zur Europäischen
Beobachtungsstelle - ist nicht absehbar. Auf die empirische
Grundlagenstudie zur Verbreitung rechtsextremen Denkens in Deutschland
muß weiter gewartet werden. Auch die Einstellung aller finanziellen
Unterstützung von Bundesbehörden an "Organisationen, Stiftungen und
Verlage, die rechtsextremes Gedankengut fördern oder verbreiten bzw.
organisierten Rechtsextremismus in den eigenen Reihen dulden", ist noch
immer nicht in Sicht. Auf Nachfragen erklärt die Regierung monoton, sie
beabsichtige, "bis April 2002 im Rahmen eines umfassenden Berichts zum
Beschluß des Deutschen Bundestages vom 30. März 2001 Stellung zu
nehmen." (DS 14/7059 u. 14/7127). Informationen über einen möglichen
Zwischenstand bei der Umsetzung des Antrags verweigert sie kategorisch.
Populistisches Verbotsverfahren
Der Medienshow um das NPD-Verbotsverfahren folgte nur
wenige Monate später die völlige Ignoranz seitens der Regierung
gegenüber Versuchen der NPD, für den Verbotsfall Vorsorge für die
politische Zukunft ihrer Mitglieder zu treffen und materielle Verluste
möglichst gering zu halten. Die Annahme, daß sich ein Großteil der
NPD-Mitglieder nach einem Verbot in neonazistischen Kameradschaften
weiter betätigen würde, bestätigte selbst der Präsident des Bundesamtes
für Verfassungsschutz gegenüber der Presse (taz, 10.03.2001). Die
Regierung verweigert im selben Zusammenhang jede Auskunft. Begründung:
Die "Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage (dürfe) über den
Erkenntnisstand der Verfassungsschutzbehörden" nicht in einer Weise
unterrichten, die "der Partei ermöglichte, ihr Verhalten darauf
einzustellen." (DS 14/6151)
Gelder gekürzt und umverteilt
Auch das medial groß inszenierte "Aussteigerprogramm"
für Neonazis setzt ein Signal in die falsche Richtung. Statt bestehende
Einrichtungen zu fördern, die auf diesem Gebiet Erfahrungen haben, setzt
man Neues daneben bzw. dagegen. Hohen Funktionären und Kadern der
rechten Szene werden finanzielle und berufliche Anreize zum Aussteigen
geboten - und ihre bisherigen politischen Aktivitäten damit ausgiebig
honoriert, während gleichzeitig die Möglichkeiten antifaschistischer
Einrichtungen schwinden, finanzielle Unterstützung zu erhalten.
Dies trifft insbesondere unabhängige antifaschistische
und antirassistische Initiativen vor Ort. Ein Großteil des
ohnehin wenigen verfügbaren Geldes fließt in Einrichtungen und
Initiativen, die unter Kuratel der Bundesregierung stehen.
Die übrigen, zur Ausschreibung stehenden Gelder erreichen infolge der
Ausschreibungspraxis nur selten lokale Initiativen. Und wenn, dann sind
sie meist auf ein Jahr begrenzt. Langfristiges Planen und
Arbeiten ist so kaum möglich, obwohl jeder weiß, daß der Kampf gegen
rechts nicht von heute auf morgen Erfolge erzielt, sondern langjähriges,
kontinuierliches Engagement erfordert. Große Verbände, die sich in der
Bürokratie des Stellens von Finanzanträgen auskennen und frühzeitig über
zu verteilende Gelder informiert sind, erhalten oft den ersten und
größten Zuschlag.
Die Reaktion der Bundesregierung auf diese Situation
spricht für sich: Nachdem sie unter dem Eindruck der öffentlichen
Debatte im Frühjahr 2001 für den Kampf gegen rechts nachträglich 50
Millionen Mark in den Haushalt 2001 eingestellt hatte, sah der Entwurf
für den Haushalt 2002 nur noch insgesamt 10 Millionen vor. 40 Millionen
waren stillschweigend gestrichen.
Daß ein wirklicher Paradigmenwechsel im Kampf gegen
Neofaschismus auch gar nicht zu erwarten war, zeigt ein Blick zurück in
den letzten Sommer, als nach dem Anschlag von Düsseldorf die große
gesellschaftliche Debatte um Rechtsextremismus begann. Sie fiel zusammen
mit der von der Wirtschaft angestoßenen Diskussion um die Green Card.
Hier liegen die wahren Gründe für die Sorge der Bundesregierung über den
Anstieg rechter Gewalt: Die Anwerbung von Spitzenkräften aus dem Ausland
drohte angesichts tagtäglicher Meldungen über rassistische Angriffe in
Deutschland ins Leere zu laufen. Politik und Wirtschaft waren eifrig
bemüht, das "gute Deutschland" zu beschwören und Maßnahmen gegen
Rechtsextremismus anzukündigen.
Da Neofaschismus dabei meist als Gewaltphänomen
wahrgenommen wurde (und wird), sahen die vorgeschlagenen
"Lösungsmöglichkeiten" insbesondere Verschärfungen im Strafrecht sowie
die Einschränkung von Grund- und Bürgerrechten vor. Das Recht auf
Demonstrationsfreiheit wurde in Frage gestellt, härtere Strafen
gefordert, "Gewalttäterdateien" (die in der Praxis nur gegen Linke zum
Einsatz kommen) ausgebaut. Der Kampf gegen rechts war und ist für die
Regierung die Ausweitung repressiver Maßnahmen und der fortgesetzte
Ausbau des Überwachungsstaates. In der gesellschaftlichen Stimmung des
letzten Sommers sahen Innenpolitiker ihre Stunde gekommen, alte, bis
dato nicht durchsetzbare Entwürfe aus der Mottenkiste zu holen.
Konservative Politiker hofften, die Anfang der 90er Jahre geführte
Diskussion um ideologische Übergänge zwischen Konservatismus und
Neofaschismus endgültig ad acta legen zu können und sich reinzuwaschen
von Verdächtigungen, Stichwortgeber der Rechten zu sein.
"Extremismus"-Debatte
Für Schröder, Schily, Beckstein & Co war und ist der
"Aufstands der Anständigen" kein Aufstand gegen Neofaschismus, Rassismus
und Antisemitismus, sondern ein Aufstand gegen "Extremismus und Gewalt".
Die Begrifflichkeiten sind entsprechend eindeutig: Nicht Neofaschismus
mit all seinen Wurzeln in der Mitte der Gesellschaft woll(t)en sie
bekämpfen, vielmehr zielten sie darauf, den Rechts- und
Linksextremismus, die "extremistischen Ränder" der Gesellschaft
auszumachen und mit repressiver Politik zu bekämpfen. Von diesen dunklen
Randmächten hebt sich hell und leuchtend die "demokratische Mitte" ab.
Sie steht zusammen im Kampf gegen "Extremismus" und Gewalt, ohne selbst
in den Verdacht zu kommen, mitverantwortlich zu sein für Rassismus,
Antisemitismus und ein sozialdarwinistisches Menschen- und
Gesellschaftsbild, das von rechts nur fortgeschrieben zu werden braucht.
Mit großem Erfolg haben sich Schröder, Schily, Beckstein & Co als
"Kämpfer gegen rechts", und eben nicht als "die wahren Antifaschisten"
inszeniert. Den Begriff des Antifaschismus diffamieren sie weiter als
"klassische orthodox-kommunistische Antifaschismus-Doktrin" und damit
als verfassungsfeindlich und extremistisch (DS 14/ 6815). Auch mit
dieser Begründung rechtfertigen sie die Beobachtung und Diffamierung von
Organisationen der Verfolgten und Überlebenden des Naziregimes wie VVN
und BdA durch den Verfassungsschutz.
Nach des Bundeskanzlers Proklamation des "Aufstands der
Anständigen" wurde entsprechend viel über Rechtsextremismus diskutiert -
vermutlich auch von vielen, die dieses gesellschaftliche Problem bis
dahin nicht hatten sehen wollen. Gleichzeitig aber ist es erheblich
schwerer geworden, auf Ursachen und Entstehungsbedingungen von Rassismus
und Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft hinzuweisen. Damit
nicht genug: Äußerungen, die auf Ursachen von Rechtsextremismus in der
Mitte der Gesellschaft hinweisen, geben laut Bundesregierung "wegen
ihrer inhaltlichen Nähe zu linksextremistischen Doktrinen Hinweise auf
tatsächliche Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen" (DS
14/6669). Kritik beispielsweise an strukturellem Rassismus in Gesetzen,
an rassistischen (Wahlkampf-)Parolen ist für die Regierung ein
Anhaltspunkt für Verfassungsfeindlichkeit und Extremismus: "Eine
Distanzierung und ein grundsätzliches Infragestellen der freiheitlichen
demokratischen Grundordnung (ist) häufig in Gestalt einer diffamierenden
Beschreibung der Verfassungswirklichkeit festzustellen." (DS 14/6815)
Dies ist ein regierungsamtlicher Maulkorb für
antirassistische und antifaschistische Positionen und ein Freibrief für
rassistische Parolen, für Sondergesetze wie das Ausländergesetz, für
kapitalistische Verwertbarkeitskriterien, die nur "nützliche Ausländer"
akzeptieren und alle anderen als "Schmarotzer", "Erschleicher von
Sozialleistungen" oder potentielle "Kriminelle" diffamieren. Ein
Freibrief also für alles, was mitverantwortlich ist für neofaschistische
Gewalt und ein rassistisches Alltagsbewußtsein in breiten Schichten der
Bevölkerung.
Anders formuliert: Der Gleichsetzung von links und
rechts mit der Extremismus-Formel folgen praktisch das Gewährenlassen
auf der rechten Seite und Repression und Kriminalisierung gegen links.
Das Innenministerium meldet in einer Pressemitteilung vom 16.08. für das
erste Halbjahr 2001 insgesamt 1785 Straftaten im Bereich "politisch
motivierte Kriminalität - links" - gegenüber insgesamt 7 729 rechten
Straftaten. Trotz dieser eindeutigen Zahlen wendet Schily seinen Blick
nach links: "Auch die Ereignisse in Genua haben bewiesen, daß der
Extremismus von gewalttätigen Globalisierungsgegnern durchaus eine
Bedrohung darstellt."
"Totalitärer Geist"
Diese Situation hat sich nach den Anschlägen in den USA
verschärft: Nicht nur, daß das Thema Neofaschismus fast gänzlich aus der
Öffentlichkeit gedrängt ist. Wenige Tage nach dem 11. September richtete
sich der Aktionismus von SPD, CDU/CSU und Grünen nicht mehr nur gegen
"Terrorismus" (ohne daß dafür eine verbindliche und politisch tragbare
Definition vorläge), sondern nun auch gegen "Extremismus". Betroffen
sind einmal mehr all jene, die man schon vor dem 11. September im Blick
hatte: Migranten, Flüchtlinge und Linke. Lehrerinnen, die die
Kriegspolitik der USA und anderer NATO-Staaten kritisieren, werden
suspendiert, Nachrichtensprecher, die unliebsame Wahrheiten aussprechen,
werden scharf zurückgepfiffen, Schülerinnen und Schüler, die an
Friedensdemonstrationen teilnehmen, werden eingeschüchtert.
Die angestrebten Maßnahmen zur "Terrorbekämpfung"
verfolgen das (alte) Konzept einer Gesellschaft, die sich noch
unverblümter als bisher gegenüber Migranten und Flüchtlingen abschottet,
die ihrem Gegner im Innern mit Repression begegnet, die den Abbau von
Grund- und Freiheitsrechten forciert und den Überwachungsstaat anstrebt.
Der FDP-Politiker Burkhard Hirsch wirft Schilys Entwurf des
Terrorismusbekämpfungsgesetzes am 2.11. in der Süddeutschen Zeitung
vor: "Es verrät totalitären Geist."
Vorläufiger Höhepunkt einer Debatte, die Wasser auf die
Mühlen aller Neofaschisten ist, sind die Äußerungen von
CSU-Generalsekretär Thomas Goppel und Erwin Marschewski,
CDU/CSU-Mitglied im Innenausschuß, in der Fernsehsendung Report Mainz am
5. November. Goppel forderte für 30.000 in Deutschland lebende "radikale
Islamisten": "Eine Internierung ist dann notwendig, wenn Gefahr im
Verzug ist. (...) Die einzige Möglichkeit sicherzustellen, daß das
Umfeld zumindest zerstört wird eines solchen Attentäters, ist die
Internierung seiner Anhängerschaft." Und Marschewski bestätigte: "Man
könnte sie in gefängnisähnlichen Einrichtungen dann unterbringen, das
müßte man überlegen. Mit richterlicher Anordnung." Früher nannte man das
"Schutzhaft". Neonazis können nun gleichzeitig den Tätern des
11.September und sogenannten demokratischen Politikern applaudieren und
sich gemütlich zurücklehnen: Ihre Arbeit erledigen nun andere.
*Ulla Jelpke ist innenpolitische Sprecherin der PDS-Fraktion im
Deutschen Bundestag
hagalil.com
09-11-01 |