Bei einigen Rechtsextremen ist der Hass auf Amerika und Israel
stärker als ihre ausländerfeindlichen Ressentiments.
von kerstin eschrich
Crossover: Sie eint der Hass auf Israel und alle Juden, sie
leugnen den Holocaust und bekämpfen die kulturelle Hegemonie der USA.
Nicht erst seit den Anschlägen vom 11. September arbeiten Islamisten und
Rechtsextremisten zusammen. Schon vorher führten die ideologischen
Gemeinsamkeiten immer wieder zu ungewöhnlichen Bündnissen.
Menschen seid auf der Hut - Zionisten rauben Heimat, Hab und Gut!«
riefen am vergangenen Samstag rund 300 Personen, die zu einer
Demonstration unter dem Motto »Gegen Terrorismus und Krieg - Frieden für
Afghanistan und Palästina« in Wien gekommen waren. Den
Demonstrationsaufruf des Internationalen Palästinakomitees, eines
österreichischen Ablegers des arabischen Unterstützerkreises der Hamas
und des Jihad, hatten sowohl das islamistische Internetportal
muslim-markt, als auch die rechtsextremen Wiener Online Nachrichten
veröffentlicht. Die Ökologische Linke in Wien wertete die Demonstration
als ersten »Schulterschluss österreichischer RechtsextremistInnen und
islamischer IntegralistInnen«.
Dieses Bündnis zwischen Rechtsextremen und Islamisten verwundert nicht,
denn es gibt durchaus ideologische Übereinstimmungen zwischen beiden
Gruppen. Das zeigten bereits die Reaktionen von Rechtsextremisten auf
die Terroranschläge in New York und Washington am 11. September.
Besonders ausfällig wurden die Neonazis auf der White Power MP3
Homepage. Sie bejubelten die Anschläge als Angriff auf die »jüdische
Ostküste«, die »jüdische-plutokratische« Wallstreet und das Zentrum des
»Zionist Occupied Government«. Einige User träumten bereits von einem
rechtsextremen Weltaufstand: »Sie tun das, was vielleicht bei uns in ein
paar Jahren möglich sein könnte.«
Allerdings offenbarten die Äußerungen auf dieser Neonazi-Seite auch den
Konflikt, der nach dem 11. September innerhalb der extremen Rechten
entstanden ist: Soll man im Kampf gegen die USA und Israel auch jene
unterstützen, gegen die man sonst in gewohnt rassistischer Manier hetzt?
Auf den Jubel ihrer Gesinnungsgenossen antworteten antimuslimisch
eingestellte Neonazis auf ihre Art. Sie werteten die Anschläge in den
USA als einen »Angriff auf die weiße Rasse« und drohten den in
Deutschland lebenden Muslimen den Tod in den Gaskammern von Auschwitz
an. Nach Informationen der Archiv-Notizen, des Informationsdienstes des
Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (Diss), stritten
sich antimuslimische und antiamerikanische Neonazis so heftig, dass per
Rundbrief der Abbruch der Diskussion erzwungen werden musste.
Dieser Widerspruch tritt auch in den Verlautbarungen rechtsextremer
Parteien zutage. Einerseits verurteilten die Republikaner und die DVU
die Anschläge in den USA und hetzten gegen die so genannte
Multikulti-Gesellschaft, die angeblich solche Attentäter schütze,
andererseits fehlten in den Veröffentlichungen nur selten Anspielungen
darauf, dass die USA wegen ihrer imperialistischen Politik und ihrer
Unterstützung Israels selber schuld an der Katastrophe seien.
In der NPD kam es zu heftigen antiamerikanischen Ausfällen. Vor allem
der Anwalt der Partei, Horst Mahler, tat sich mit seinen Äußerungen kurz
nach den Terrorattacken hervor. Er bezeichnete »die militärischen
Anschläge auf die Symbole der mammonistischen Weltherrschaft« als
»eminent wirksam und damit rechtens«. Zwar wurden Mahlers Entgleisungen
anschließend in der NPD durchaus kontrovers diskutiert, und einige
Parteimitglieder verurteilten sie halbherzig. Doch der Grund hierfür
dürfte eher in dem drohenden Parteiverbot zu suchen sein, dem Mahlers
Äußerungen noch eine zusätzliche Begründung verschafften.
Denn andererseits hofiert die NPD beispielsweise den 1962 zum Islam
konvertierten Schweizer Rechtsextremisten und Holocaustleugner Ahmed
Huber, der nach eigenen Angaben auch Kontakte zu Personen aus der
Umgebung Ussama bin Ladens unterhält. Huber nahm im Oktober vergangenen
Jahres am Jugendkongress der Jungen Nationaldemokraten (JN) teil. Er
hielt dort eine Rede zum Thema »Islam und neue Rechte«, die er mit den
Worten »Allah sei mit euch« beendete. Sascha Roßmüller, der Vorsitzende
der JN, wollte da nicht zurückstehen und verkündete, man könne stolz
sein, Allah und Odin hinter sich zu wissen.
Der stellvertretende Bundesvorsitzende der NPD, Hans-Günter Eisenecker,
erläuterte bereits 1998 in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel
seine Vorstellungen von einer weltweiten Allianz gegen den
»liberalistischen« Kapitalismus. Er forderte unter anderem ein Bündnis
mit islamistischen Bewegungen. Beim Aufbau eines solchen Bündnisses
kommt konvertierten Rechtsextremisten wie Huber eine Mittlerfunktion zu,
da sie über gute Kontakte zu islamistischen Gruppen verfügen.
So musste der Vorsitzende des Islamrates, Hasan Özdogan, bestätigen,
dass Huber auf vielen Veranstaltungen seiner Organisation gesprochen
hat. Aber das sei lange her, und außerdem habe niemand Hubers Theorien
zustimmen können, versucht er abzuwiegeln. »Muslime sehen Rechte als
eine Gefahr. Sie sind es doch, die 'Ausländer raus' schreien. Wir
vergessen die Anschläge in Solingen und Mölln nicht«, behauptet Özdogan.
Allerdings sieht auch er eine Gemeinsamkeit zwischen Islamisten und
Rechtsextremisten: den Hass auf Israel und die USA. Daher will er nicht
ausschließen, dass »es in einer extremen Krisensituation« zu einer
kurzfristigen Allianz zwischen den Extremisten kommen könnte.
Diese Einschätzung teilt auch der stellvertretende Leiter des
Brandenburger Verfassungsschutzes, Jörg Milbradt: »Es gibt keine
dauerhaften Allianzen zwischen Rechten und Islamisten, aber es gibt
Berührungspunkte zwischen den beiden Gruppen, weil sie teilweise eine
ähnliche Ideologie verfolgen.« In einer von seiner Behörde nach den
Anschlägen in den USA herausgegebenen Broschüre heißt es: » Sie
(Rechtsextremisten und Islamisten; K.E.) haben ein gemeinsames
Feindbild, nämlich Juden und US-Amerikaner. Sie sind bereit, für ihre
Ziele auch mit Gewalt oder sogar mit Terror zu kämpfen.«
In der Vergangenheit kam es schon des öfteren zur Zusammenarbeit von
Rechtsextremisten mit islamistischen und arabischen Gruppen. So
siedelten ehemalige Mitglieder der terroristischen »Wehrsportgruppe
Hoffmann« nach deren Verbot im Jahr 1980 in den Libanon über, wo sie die
»Wehrsportgruppe Ausland« gründeten. Sie wurden dabei von dem damaligen
stellvertretenden Leiter der PLO, Abu Ijad, unterstützt. Er war auch
Gründer und Anführer der Gruppe »Schwarzer September«, die das Attentat
während der Olympiade 1972 in München verübte, dem elf israelische
Sportler zum Opfer fielen.
Zur Zeit des Golfkriegs im Jahre 1991 plante der damalige
Neonazi-Führer Michael Kühnen im Einverständnis mit der irakischen
Regierung, eine Truppe aus deutschen Rechtsextremisten aufzustellen, die
den Irak gegen die USA militärisch unterstützen sollte. Kühnen starb
jedoch, bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte.
Der zum Islam konvertierte Deutsche Steven Smyrek wollte dagegen 1997
für die proiranische Hisbollah ein Selbstmordattentat in Israel
durchführen. Er wurde allerdings bereits bei der Einreise in Israel
verhaftet. Seitdem ruft die deutsche »Hilfsorganisation für nationale
politische Gefangene« zur Solidarität mit Smyrek auf.
Aber auch ehemalige NS-Verbrecher zog es immer wieder in arabische
Länder, weil sie sich dort sicher fühlen konnten. Alois Brunner etwa,
der ein Mitarbeiter Adolf Eichmanns gewesen ist und selbst zahlreiche
Morde begangen haben soll, lebte bis zu seinem Tod unbehelligt in
Syrien. Er wurde zwar 1960 kurzzeitig verhaftet, 1984 aber lehnte die
Regierung in Damaskus mehrere Auslieferunsgesuche ab.
In Ägypten beteiligten sich der ehemalige SS-Offizier Otto Skorzeny und
der frühere Generalmajor Otto-Ernst Remer im Auftrag der Regierung am
Aufbau von Streitkräften, Geheimdiensten und Folterzentren sowie am Bau
von Vernichtungswaffen. Remer unterhielt bis zu seinem Tod im Jahr 1997
auch freundschaftliche Beziehungen zu dem Betreiber des antisemitischen
Senders Radio Islam, Ahmed Rami.
Doch die Zusammenarbeit von Rechtsextremen mit arabischen Staaten oder
Islamisten reicht noch viel weiter zurück. Sie widersprach auch nicht
der nationalsozialistischen Ideologie, was Äußerungen des Reichsführers
der SS, Heinrich Himmler, belegen. Er sprach von einer
»weltanschaulichen Verbundenheit« zwischen dem Nationalsozialismus und
dem Islam. So durfte der 1941 nach Berlin geflohene Großmufti von
Palästina, Amin El-Husseini, in Bosnien Muslime für die SS rekrutieren,
die von Hitler besonders gefördert wurden.
Unheimliche Verwandtschaften
Wie viel Faschismus steckt im islamistischen Terror?
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sondern die Islamisten zu verantworten. Sie sind die Schande des Islam,
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Die Leugnung des Holocaust verbindet islamistische und rechtsextreme
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