Vertriebenentreffen in Erfurt
Die größten Opfer?
Wir dokumentieren im folgenden,
leicht gekürzt, einen Beitrag aus der Antirassistischen Mailing-Liste.
Auch wenn den Positionen der Autorinnen und Autoren nicht in jedem Punkt
zu folgen ist, so bietet der Beitrag jedoch wichtige Informationen zur
Politik der sogenannten Vertriebenen-Verbände, welche sich derzeit sogar
erdreisten eine Entschädigung analog zu derjenigen der NS-Zwangsarbeiter
zu forden. IS
Am 9.September soll in der Erfurt Thüringenhalle der
Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen gefeiert werden. Dort wollen
Paul Latussek, Vorsitzender des Bundes der Vertriebenen in Thüringen und
Referent bei den deutschen Akademien der NPD, sowie Bernhard Vogel,
Ministerpräsident des Landes Thüringen und Freund freier Völker
reden.(...)
Die Vertreibung
8. Mai 1945, nach 6 Jahren wurde der deutsche
Vernichtungskrieg militärisch beendet. Von Seiten der deutschen
Bevölkerung konnten die Alliierten dabei keine Unterstützung erhoffen,
selbst um Berlin kämpften Deutsche noch erbittert. Widerstand gegen den
Nationalsozialismus gab es kaum, vielmehr beteiligten sich viele
Deutsche aktiv an der industriellen Vernichtung von Millionen Menschen -
dem Holocaust. Grund genug das deutsche Kollektiv grundsätzlich zu
kritisieren.
Der deutsche Nationalismus, der das Undeutsche im
Juden halluziniert, hatte in Auschwitz seinen vernichtenden Ausdruck
gefunden. Der deutsche Imperialismus hat in nur 31 Jahren zweimal einen
Krieg in Europa entfacht. Mittel der deutschen Osterweiterung war schon
im Nationalsozialismus das deutsche Selbstbestimmungsrecht, unter dessen
Fahne die Deutschen im Sudetenland einmarschierten und Österreich
anschlossen. Unter dem Banner "Heim ins Reich" wurden Gebiete
angeschlossen, in denen Volksdeutsche ausgemacht wurden.
Um die Gefahr eines weiteren deutschen Angriffskrieges
zu verringern, wurden deshalb nach dem 2.Weltkrieg (besetzte) Gebiete
als Puffer an Polen und Tschechien abgetrennt. Die
dortige Bevölkerung wurde nach Deutschland umgesiedelt, um ihr die
Brückenkopffunktion für die deutsche Ostexpansion zu nehmen. (...)
Die Vertriebenen
Doch die Ostdeutschen stellten nicht nur die 5.Kolonne
- den Brückenkopf, viele beteiligten sich aktiv in der NSDAP und am
deutschen Vernichtungsfeldzug. 1933 lagen der Stimmanteil für die NSDAP
in Ostpreußen höher als in allen anderen Teilen Deutschlands. Diese
eigene Verantwortung an den nationalsozialistischen Verbrechen haben die
Vertriebenenorganisation niemals anerkannt. Im Gegenteil, im Jahre 1950
verabschiedeten sie die Charta der Heimatvertriebenen, in der sie selbst
als die vom Leid dieser Zeit am schwersten getroffenen charakterisiert
werden.
Deutsche Täter wollen die größten Opfer sein. Diese
Betrachtung der deutschen Geschichte ist kein Monopol der Vertriebenen.
Auch Martin Walser referierte in der Frankfurter Paulskirche über
jüdische Instrumentalisierung unserer Schande und erntete dafür Applaus
von Rot-Grün, der CDU, den Liberalen und den Neonazis. Bei dieser
Verweigerung der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
verwundert es auch nicht, dass Neonazis in Vertriebenenverbänden gern
gesehene Mitglieder sind.
Der Bund der Vertriebenen
Der Bund der Vertriebenen [BdV] wurde 1957 gegründet,
als Dachorganisation mehrerer Vertriebenenorganisationen. Seitdem wird
er von jeder deutschen Bundesregierung finanziell unterstützt. Er
forderte bereits damals die Angliederung polnischer und tschechischer
Gebiete, ein Deutschland in den Grenzen von 1937. In Thüringen wurde der
BdV 1990 gegründet, in der DDR waren Vertriebenenorganisationen dank
verordnetem Antifaschismus verboten.
Seit 1990 ist Paul Latussek Vorsitzender des Bundes
der Vertriebenen. Seitdem vertritt er und der BdV immer wieder
nationalsozialistische Positionen. Das führte bereits zur Absage eines
parlamentarischen Abends, den der BdV im Thüringer Landtag veranstalten
wollten. Doch bereits kurze Zeit später konnte der BdV wieder für Bücher
aus dem DVU Verlag im Landtag werben. Auch für den neofaschistischen
Verlag Nation & Europa macht der BdV in seiner Geschäftsstelle Werbung.
Paul Latussek war Vizevorsitzender des erzkonservativen Bundes freier
Bürger, sprach als Referent bei der deutschen Akademie der NPD zusammen
mit Horst Mahler [NPD] und Franz Schönhuber [REP & DVU] veröffentlichte
in der Jungen Freiheit und in Nation & Europa. Auf Veranstaltungen des
BdV tragen jugendliche Neonazis die Fahnen.
Das Selbstbestimmungsrecht, das sie meinen
Doch der BdV ist kein unbedeutender Verein
Ewiggestriger, die von Großdeutschland träumen. Der BdV ist mit 2
Millionen Mitgliedern der zweistärkste Verband in der BRD [Stand 1996].
Allein, dass Bernhard Vogel beim Tag der Heimat redet, zeigt den
politischen Einfluss des Bundes. Vor diesem Hintergrund wird auch
deutlich, welches Europa freier Völker sich Vogel vorstellte, als er vor
der Landsmannschaft Rhenania referierte(...)
Österreich ist heute stärker in die deutsche
Wirtschaft integriert als manches deutsche Bundesland, und zwar nicht
nur stärker als die neuen Länder der ehemaligen DDR, auch stärker etwa
als das Saarland. [Bernhard Felderer, Wiener Institut für Höhere
Studien]. Der staatlich geförderte Verein für das Deutschtum im Ausland
organisiert deutsche Gemeinden in osteuropäischen Ländern und betreibt
deutsche Kulturpflege. In manchen Landstrichen Polens wird fast
ausschließlich Deutsch als Muttersprache gelehrt.
Doch nicht nur die Umsetzung des völkischen
Nationsbegriffs für die Deutschen ist aktuelle Außenpolitik, auch die
völkische Zerlegung anderer Nationalstaaten steht auf dem Programm.
Jugoslawiens völkische Zerlegung wurde von Seiten der deutschen
Bundesregierungen immer wieder forciert. 1992 mit der einseitigen
Anerkennung Kroatiens und Sloweniens, 1999 mit der Konferenz von
Rambouillet, als die USA für eine kurze Bestrafungsmission plädierten,
während die BRD auf einer politische Lösung und damit der Zerschlagung
Jugoslawiens beharrte. In Kroatien herrscht heute ein pro-faschistisches
Regime, im Kosovo ist die DM Leitwährung, in Restjugoslawien explodieren
die Preise.(...)
Die Stadt Erfurt war immer wieder Anlaufpunkt
völkischer Vereinigungen. Der Bund der Vertriebenen konnte sich hier
bisher immer ungestört treffen und kann einen Laden in der
Michaelistraße betreiben. Von Seiten der Stadt Erfurt wird das
Geschichtsbild des BdV sogar geteilt. In der Online-Stadtchronik finden
sich 4 Einträge zu nationalsozialistischer Politik & Verbrechen, dagegen
11 zur Bombardierung Erfurts, nicht ohne die genaue Angabe, wie viele
Frauen, Kinder und Greise dabei ums Leben kamen. Die Deutschen als die
größten Opfer. Deswegen soll die Geschichte der Erfurter Firma Topf &
Söhne auch beschwiegen oder deren Bearbeitung in die kleine Synagoge
abgeschoben werden. Diese Firma stellte die Öfen für Krematorien von
Buchenwald her und zeigt so exemplarisch die Teilnahme der deutschen
Bevölkerung an der Vernichtung.
Deswegen stellten sich einer Interessengemeinschaft
für die Wiedervereinigung Gesamtdeutschlands, welche ebenfalls die
Übergabe tschechischer und polnischer Gebiete forderte, am 26.2.2000 nur
ca. 150 Menschen entgegen. Deswegen können jährlich Tage der Heimat,
Totengedenken und anderes Brauchtum in Erfurt stattfinden. All diese
Veranstaltungen des BdV blieben bisher ohne Proteste.(...)
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20.08.2001 |