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Türkische Sicherheitskräfte verfolgen Flüchtlinge:
Menschenrechte - nur für wen?

In einer konzertierten Aktion gingen türkische Sicherheitskräfte am 7. Juli in Istanbul gegen Flüchtlinge und Immigranten aus Afrika vor, verhafteten 300 Menschen und sperrten sie in schmutzige, überfüllte Sammelzellen. Über das Vorgehen der türkischen Gendarmerie liegen erst jetzt genauere Berichte vor. In Folge dieser Aktion starben mehrere Menschen, mindestens drei Frauen wurden vergewaltigt. Beinahe alle deutschen Tageszeitungen ignorieren diese Menschenrechtsverletzungen.

Das einzige Kriterium für die Verhaftung der Flüchtlinge und Immigranten war dabei deren Hautfarbe. Sie wurden weder nach ihrem Aufenthaltsstatus befragt, noch nach den Gründen ihrer Flucht. Als einziger Grund für die Verhaftung wurde den Menschen der Vorwurf der illegalen Einwanderung genannt. Anschließend wurden sie für sieben Tage in Sammelzellen gesperrt. Die Verhafteten bekamen weder sauberes Wasser, noch Nahrung oder Medikamente für die Kranken. 

In der Folge erkrankten nach Angaben der türkischen Organisation "Human Rights Association" (HRA) mindesten 123 Personen an den Folgen der inhumanen Haftbedingungen. Eine Frau aus Äthiopien starb nach Angaben ihres Bruders als Folge der Haft, eine andere erlitt eine Fehlgeburt.

Weiterhin wurden die Verhafteten gezwungen eine Erklärung in türkischer Sprache zu unterschreiben, wonach sie aus Griechenland eingereist seien und freiwillig wieder nach dort ausreisen würden. Viele der Männer und Frauen aus Afrika wurden geschlagen, um sie zu dieser Erklärung zu nötigen. Dabei wurden nach Angaben der Flüchtlinge Seiten ihrer Pässe auf denen sich ein türkisches Visum befand herausgerissen. Die Anwältin der "Human Rights Association", Frau Eren Keskin wurde nicht zu den Inhaftierten vorgelassen. Gründe für dieses Vorgehen wurden ihr nicht genannt.

Weiterhin berichtet die türkische Menschenrechtsorganisation seien zwischen 205 und 290 der Verhafteten in die türkische Grenzprovinz Ipsala verschleppt worden, wo die Sicherheitskräfte sie im Niemandsland zwischen der Türkei und Griechenland aussetzten. Die so verschleppten, welche aus elf verschiedenen afrikanischen Ländern stammen wurden ohne Wasser und Nahrung in einer Sumpfregion ausgesetzt und gezwungen in Richtung Griechenland zu laufen. Dabei drohten die türkischen Gendarmen den Deportierten sie zu erschießen, sollten sie zurückkehren.

Die Flüchtlinge liefen zwischen fünf und dreizehn Stunden, um auf griechisches Staatsgebiet zu gelangen, wo sie für einen Tag interniert wurden. In dem auf griechischer Seite verminten Gelände soll ein Mann aus dem Nordirak auf eine Landmine getreten sein und in ein griechisches Hospital transportiert worden sein. Die griechischen Behörden schickten die Flüchtlinge wieder in Richtung Türkei, wo sie erneut von den Sicherheitskräften zurückgeschickt wurden. Bis zu sieben Mal mussten einige der Flüchtlinge die gefährliche Stecke im Niemandsland zurücklegen, wobei nach Augenzeugenberichten drei Menschen ertranken.

Noch am 26. Juli wurden in dem Sumpfgebiet kleine Gruppen gesehen, die nicht mehr in der Lage waren zu laufen

Drei Frauen wurden von den Sicherheitskräften vergewaltigt und mindestens 17 weitere sexuell belästigt. Sie konnten zum Teil in ein Istanbuler Behandlungszentrum der "Human Rights Foundation of Turkey" gebracht werden.

Im Gegensatz zur türkischen Regierung ermächtigten die Behörden Griechenlands das UNHCR im Grenzgebiet nach Vermissten zu suchen. Türkische Menschenrechtsorganisationen fordern von der Regierung die Einhaltung von Mindeststandards im Umgang mit Flüchtlingen und Immigranten, sowie eine Untersuchung der Vorkommnisse.

"Human Rights Association" stellt hierzu fest: "The ultimate test of a government's commitment to human rights is the practices and attitudes of its agents towards immigrnats and refugees as well as the level of the protection of human rights aliens in general"

Diese ebenso simple wie richtige Feststellung sollte angesichts des inhumanen Vorgehens der türkischen Behörden auch daran erinnern, dass ebenso an der deutschen Grenze nach Polen bereits Flüchtlinge ertranken oder bei Abschiebungen mit dem Flugzeug in Folge der Maßnahmen des Bundesgrenzschutzes starben. So grausam die Ereignisse in der Türkei anmuten, sie könnten der Versuch der türkischen Regierung sein den EU-Staaten zu beweisen, dass sie vor dem Hintergrund des Antrages auf Mitgliedschaft in der Europäischen Union, in der Lage ist "illegale" Einwanderung in den Griff zu bekommen.

IS/klick-nach-rechts.de

31.07.2001

 


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