Der Nazi-Anwalt mit
436,80 Mark in Verzug:
Horst Mahlers Judenhetze wirklich offline?
Wie das Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL meldet,
sind die Homepages des bekennenden Rechtsextremisten und antisemitischen
Hetzers Horst Mahler gesperrt worden. Nachdem Mahler eine Rechnung in
Höhe von 436,80 Mark nicht bezahlt hatte, kündigte die Verwaltung seines
Providers Checkdomain.de dessen Internet-Domains.
Über die Internetpräsenz des NPD-Mitglieds Mahler
waren nicht nur Dokumente gegen das von Bundesregierung, Bundesrat und
Bundestag beantragte Verbot der NPD einzusehen, Mahler betrieb dort vor
allem antisemitische Hetze. Dennoch ist Horst Mahler nicht plötzlich
offline, wie gerne behauptet wird.
Solange Herausgeber nazistischer Internetangebote
nicht
verurteilt
werden, reagieren sie auf die Sperrung durch ihre Provider, indem sie
ganz einfach auf andere Server ausweichen. Dies gilt auch im Falle von
mahler.de, und so waren denn auch die Pamphlete des ewigen Antisemiten
längst wieder online, als die Jubelmeldung von der "Sperrung" die Runde
machte.
Meist liegen NS-Angebote von vorneherein auf mehreren
verschiedenen Servern gleichzeitig. Oft sorgen sogenannte Redirectors
(serverunabhängige Internetadressen) dafür, dass die Seiten sogar nach
Sperrung unter ihrer bekannten Adresse (URL) verbleiben können.
Die extrem gute Vernetzung der rechten Szene führt
außerdem dazu, dass von einer x-beliebigen NS-Seite Links (auf
neo-doitsch "Netz-Verweise") zu vielen weiteren NS-Seiten führen. Die
Aktualisierung der entsprechenden Link-Adressen wird von Hunderten
engagierter Nazis betrieben. SMS-Nachrichten, Telefonansagedienste,
e-Mail-Listen, NS-Foren und Beiträge in sogenannten "national
befreiten Zonen im Internet" halten die Szene außerdem auf dem
Laufenden.
Wer nun aber, wie der niedersächsische Justizminister
Christian Pfeiffer, der Ansicht ist, wir seien der Neonazi-Propaganda im
weltweiten Internet chancenlos ausgeliefert, irrt gewaltig. C
Bisher hatte man gehofft, die Amerikaner würden die
deutschen NS-Seiten wegputzen. Dass diese Hoffnung unbegründet war,
konnte jeder der sich ein wenig mit der Materie vertraut gemacht hat,
schon vor Jahren ahnen. Trotzdem setzt die Bundesjustizministerin noch
immer auf einen "weltweiten
Wertekatalog". Dieser soll von allen Staaten dieser Welt
ausgearbeitet werden und von allen Menschen respektiert werden.
Darin soll dann stehen, was wir auf der "weltweiten
Datenautobahn" akzeptieren wollen und was nicht, so zumindest der fromme
Wunsch. Wer es nicht glauben kann, dass Frau Däubler-Gmelin noch immer
an dieser Wunschvorstellung festhält, sollte ihre Ansprache vor dem
deutschen Richterbund in Regensburg lesen (Pressemitteilung des
Bundesjustizministeriums).
Eine weitere Hoffnung der Zuständigen war die
Supersoftware, die alle bedenklichen Inhalte aus dem Netz herausfiltern
soll. Auch hier war die
Blödsinnigkeit der Idee von Anfang an klar, trotzdem hält man,
zumindest in Berlin, noch immer daran fest.
Inzwischen tendieren einige der "zuständigen
Sachverständigen" dazu, auf die Provider zu setzen. Dass deren
Schmerzgrenze bei einer nichtbezahlten Rechnung von 436,80DM erreicht
ist, auf Sätze wie "Der Judengott fordert das Blut der Völker und
sein auserwähltes Juda soll es ihm liefern, denn das Judentum ist
auserkoren zur Herrschaft über alle Völker der Welt" aber nicht
reagiert, wundert uns schon lange nicht mehr - und dass gerade dieser
Fall Anlass zu Freudenschreien gibt, auch nicht. Mehr moralische
Verantwortung für die Wirtschaft? Auch dies eine Hoffnung die man besser
gleich beiseite legen sollte.
Nun gut, nehmen wir uns den Satz "
Dieser Satz ist zweifellos gefährlich. Gefährlich vor
allem, wenn wir davon ausgehen müssen, dass jeden Tag Schüler und
Schülerinnen im Internet nach Informationen suchen, über Babs, Big
Brother und Boygroups, und ab und zu zu einem Referat z.B. über das
Judentum. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit würde ein solcher
Jugendlicher bei einer Recherche im Internet von einer Suchmaschine auf
einer Seite mit einem solchen Satz landen, wenn nicht haGalil onLine
seit fünf Jahren dieser Entwicklung massiv entgegensteuern würde.
Tatsächlich ist es so, dass die Chance, nach einer
Suche im Internet bei Mahler zu landen um ein vielfaches geringer ist,
als die Chance bei haGalil onLine zu landen. Dies liegt nicht etwa
daran, dass die USA haGalil unterstützen, es liegt auch nicht daran,
dass der Wertekatalog der UNO haGalil besser als Mahler findet. Es liegt
auch nicht daran, dass Frau Däubler-Gmelin die Informationen von haGalil
onLine zum Thema Judentum für angemessener hält, als die ihres Kollegen
Mahler. Auch die Bildungsserver des Landes Brandenburg unterstützen
haGalil onLine nicht mehr oder weniger als Herrn Mahler und auch bei den
Providern bezahlen wir dieselben Preise wie er.
Und weil dies so ist, wissen wir, dass es auch
weiterhin so sein wird: Ein Jugendlicher in Deutschland, der etwas
erfahren möchte über jüdische Machenschaften, jüdische Musik, Judas
Rache oder die Macht des Weltjudentums - er wird bei haGalil onLine
landen, ebenso wie jener Lehrer der etwas wissen möchte über Chanukah,
den 9.Av, die Zerstörung des Tempels, über Tierschutz im Judentum oder
über das Schächten.
Michel Friedman sagte "Kinder werden nicht als
Antisemiten geboren". Kinder werden zu Rassisten gemacht, durch Aussagen
wie "Judas Rachegott fordert Blut". Von jenen Kindern und Jugendlichen,
die die Nazi-Hetze nicht ganz gezielt suchen, werden wir sie fernhalten,
zumindest was das Kernstück der NS-Ideologie betrifft, den
Antisemitismus.
Egal ob Mahler vergisst, seine Rechnung zu bezahlen,
oder die NPD sich einen ganzen Turbopark von Servern kauft - ob er nach
einer Sperrung auf einen oder auf fünf neue Server ausweicht - ob seine
Seiten in Amerika, in Hamburg oder in Lybien gehostet werden - ob ein
Richter in Berlin Gesetze eng oder weit auslegt - ob Schulen in
Brandenburg eine "Zensursoftware" installieren oder nicht - ob
bayerische Staatsanwälte die Protokolle von Zion für bedenklich oder für
unbedenklich halten - ob die Provider Mahler mögen oder nicht, die
Chancen eines Schülers bei uns zu landen sind und bleiben um ein
vielfaches größer, als die Gefahr auf einer NS-Seite zu landen.
Dass wir dies erreicht haben, obwohl wir niemals auch
nur eine einzige D-Mark von irgendeiner deutschen Institution erhalten
haben, ohne auch nur einen einzigen Werbeauftrag einer
nichtjüdischen Firma in Deutschland, macht uns klar, wieviel mehr wir
noch erreichen können, wenn dies nicht so wäre.
An dieser Stelle sei unseren Lesern, insbesondere den
Schülern, die uns mehr Glauben geschenkt haben als den Lügen der Nazis,
gedankt.
haGalil onLine 11-04-2001 / Pesach 5761
PS: Erst vor vier Wochen hatte der
rheinland-pfälzische Innenminister Walter Zuber (SPD) neue alarmierende
Zahlen aus dem Verfassungsschutzbericht bekannt gegeben. Noch immer
wachse die Nutzung des Internets durch Rechtsextreme sprunghaft. Die
Zahl nazistischer Webadressen habe sich innerhalb eines einzigen Jahres
fast verdreifacht und liege nun bei rund 800. Die Zahl der militant
Rechtsradikalen sei um fast 8% auf mittlerweile 9.700 gestiegen.
Gestern hat ein Sprecher des
Bundesinnenministeriums einem Bericht von "SPIEGEL online"
widersprochen, nachdem Bundesinnenminister Schily mit sogenannten
Hacker-Methoden gegen rechtsextremistische Websites vorgehen wolle. "Was
im Kampf gegen den Rechtsextremismus eingesetzt wird, bestimmt allein
das Recht", so der Sprecher des BMI.