Elmshorner Bündnis gegen Neo-Nazis
Move gegen Nazis - in Bewegung für
ein solidarisches Miteinander
Angesichts eines geplanten Aufmarsches der sogenannten
freien Nationalisten
aus Norddeutschland um den Nazi-Kader Christian Worch plant das
Elmhorner Bündnis gegen Neonazis eine zentrale Parade in Elmshorn. Wir
dokumentieren die Stellungnahme des Bündnis.
IS
Auf dem letzten Treffen des Elmshorner Bündnises
gegen Neonazis im Gemeindehaus der Thomaskirche wurde beschlossen, mit
einer zentralen Move-Parade ein deutliches Zeichen gegen
Ausländerfeindlichkeit und Naziaufmärsche zu setzen.
Das Bündnis fordert die Kreisverwaltung auf, den
geplanten Aufmarsch von Naziführer Worch zu verbieten: "Wer sich und
seine Kumpanen selbst als "Nationalsozialisten" bezeichnet und die
Freilassung inhaftierter, politisch motivierter Verbrecher fordert,
kann nicht unter dem Schutz des Grundgesetzes stehen. Die Neonazis
wollen über Gewalttaten eine neue SA aufbauen , dafür sprechen allein
149 Straftaten seit Beginn des Jahres im Kreis Pinneberg.
Der Aufruf der Nationalsozialisten ist auch ein
Angriff gegen das Grundgesetz," so Dirk Maier vom Bündnis. Almut
Friedrich berichtete aus dem Kirchenvorstand der Thomaskirche das dort
beschlossen wurde zu Beginn des geplanten Naziaufmarsch die
Kirchenglocken läuten zu lassen und ein Friedensgebet durchzuführen. An
sämtliche Elmshorner Kirchengemeinden soll die Bitte herangetragen
werden, ebenfalls zu läuten. "Das rührt aus einer guten Tradition
heraus," sagte Uwe Zabel , IG-Metall Bevollmächtigter, "wenn Verbrecher
sich näherten, haben die Kirchenglocken die Bevölkerung gewarnt".
Das Bündnis begrüßte ausdrücklich den Elmshorner
Appell ausländischer Interessenvertreter, in dem ein Verbot des
Aufmarsches gefordert wird. Die unerträgliche Einschränkung der
Bewegungsfreiheit für Tausende ausländischer Mitbürger kann nicht
hingenommen werden. "Wir gehen davon aus, dass sich unsere ausländischen
Kollegen kräftig und phantasievoll an dem Move beteiligen," so Uwe Zabel
weiter. Der Geschäftsführer des EMTV, Uwe Hönke , erklärte in einem
Schreiben an das Ordnungsamt seine Bedenken gegen den Naziaufmarsch :
"Am 14.07 finden umfangreiche sportliche Aktivitäten auf den Anlagen des
EMTV
statt. An diesem Tag werden sehr viele ausländische Kinder und
Jugendliche das Sportangebot des Elmshorner MTV wahrnehmen.
Wenn am Moordamm eine Kundgebung der Neonazis
stattfindet, sehen wir die Sicherheit dieser Kinder und Jugendlichen
gefährdet. Hinzu kommt das unser Verein die Aktion " Keine Toleranz für
Neonazis in Elmshorn und anderswo" unterstützt." Das Bündnis erklärte
hierzu, dass es nicht hingenommen werden kann, wenn aus Angst vor
Neonazis Veranstaltungen verschoben werden, Ausstellungen nicht
stattfinden und dem Naziterror der Straße in der eigenen Stadt
ausgewichen werden muss.
So wird die Anne-Frank Ausstellung in der
Thomaskirche ab 12.00 Uhr zusammen mit einem Büchertisch der Buchandlung
Groth ebenso stattfinden, wie das Klezmer-Konzert um 18.00 Uhr, so ein
Mitglied des Kirchenvorstandes. Der geplante Move gegen Nazis soll
vielfältig , bunt und hörbar sein:
"Wir planen eine Form die es wirklich allen Menschen ermöglicht
teilzunehmen. Jeder soll sich an dieser Veranstaltung beteiligen
können. Nicht nur Trommeln, Pfeifen, Samba und bunte Wagen innerhalb des
Zuges werden zeigen: Nazi-Worch wird sich auch diesmal keine Gefallen
tun in Elmshorn einzufallen. Dies werden die Elmshornerinnen und
Elmshorner nachdrücklich zeigen," erklärte Hans Kloth vom Bündnis.
Ganz besonders freut sich das Bündnis über die Zusagen
von
verschiedenen Personen: Schauspieler Rolf Becker, der schon im Februar
bei Minus-Temperaturen von der Bühne am Rethfelder Ring gesprochen hat,
Kreistagspräsident Anders (SPD), Karin Benz-Overhage geschäftsführendes
Vorstandsmitglied der IG Metall aus Frankfurt, Esther Bejerano, jüdische
Verfolgte des Naziregimes und Angelo Lucifero, Landesvorsitzender der
HBV in ver.di (Thüringen), der selbst als Nichtdeutscher von Neonazis
angegriffen wurde, sind nur einige, die schon jetzt ihre Teilnahme
zugesagt haben. "Wir werden unsere Aktionen mit Augenmaß, friedlich aber
deutlich und phantasievoll auf unseren Straßen durchführen und rufen
besonders alle Künstler, Schüler und Auszubildende auf, sich mit eigenen
Aktionen an dem Move zu beteiligen," so Britta Stender, Pastorin im
Stadtteil Hainholz.
Das Bündnis hat als Koordinierungsstelle ein
Elmshorner Move-Office
eingerichtet.
Ehrenamtlich wird ein Bündnismitglied ab sofort Mo -
Fr. in der Zeit von 15.00 Uhr bis 18.00 unter der Telefonnummer
04121/26 03 12, Fax 04121/26 03 20 und der Email:
move147elmshorn@gmx.de
erreichbar sein.
"Die IG Metall Unterelbe, die mehrfach Opfer von
Anschlägen der
Neonazis war, hat in ihrem Büro am Wedenkamp 34 diese Möglichkeit
eingeräumt, um für alle einen Anlauf- und Informationspunkt zu
schaffen," freute sich Karsten Wessels, der DGB-Vorsitzende Region
Unterelbe. Robert von Virag (ver.di) beendete die Zusammenkunft mit
einem Zitat des Bundespräsidenten Rau:" Meinungsfreiheit ist ein hohes
Gut und darf nicht eingeschränkt werden. Meinungsfreiheit kann nicht
gelten für die Feinde der Meinungsfreiheit."
Das nächste Treffen des Bündnisses findet am Mittwoch
dem 4. Juli um 18.00 Uhr im Wedenkamp 34 statt; Aktuelle Informationen,
Anmeldungen sowie technische Hilfestellung laufen über das "Elmshorner
Move Office".
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22.06.2001 |