Neonazismus in der Bundeswehr
Ein Männerbund steht rechts
Wie der Wehrbeauftragte Wilfried Penner (SPD) am
Dienstag in Berlin bekannt gab, gab es in der Bundeswehr einen
sprunghaften Anstieg rechtsextremer und rassistischer Vorkommnisse. So
gab es im Jahr 2000 eine Steigerung von rund 45 Prozent solcher
Übergriffe gegenüber dem Vorjahr.
In konkreten Zahlen bedeutet dies: Im letzten Jahr
wurden 196 rechtextreme oder rassistische Vorfälle registriert. 1999
waren es 135. Bis Ende Februar diesen Jahres waren bereits 33 solcher
Meldungen erfasst. Ein Großteil dieser Delikte sind sogenannte
Propagandadelikte, wie Hakenkreuzschmiereien an Bundeswehrge- bäuden,
das Grölen von Naziparolen oder das Abspielen von Musik mit rechts-
extremen Texten. Aber auch elf Gewalttaten waren im letzten Jahr zu
verzeichnen. In einem besonders schweren Fall schlug ein Obergefreiter
in betrunkenem Zustand einen farbigen Soldaten und beschimpfte ihn als
"Kokosnusspflücker". Weiterhin soll er den Soldaten mit den Worten
bedroht haben: Du gehörst wie die Kanaken und Türken an die Wand
gestellt und durch Genickschuss erschossen - wie zu Adolfs Zeiten" Die
Staatsanwaltschaft ermittelt zur Zeit gegen den Obergefreiten, der aus
der Armee entlassen wurde.
Unbegreiflich bleibt die Haltung von Penner der
zuletzt die Auffassung vertrat, dass die Bundeswehr gegen
Rechtsextremismus "gut gewappnet" sei, solange sie in den Grundwerten
der Verfassung lebendig verwurzelt sei". Die Existenz von "braunen
Netzwerken" oder die Unterwanderung seitens rechter Organisationen
leugnete Penner.
Dabei haben neonazistische Vorfälle bei der Bundeswehr
Tradition: So konnte der Rechtsterrorist Manfred Roeder am 24. Januar
1994 an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg referieren. Er
sprach an der höchsten Ausbildungs- einrichtung der Streitkräfte über
die Regermanisierung in Kaliningradskaja Oblast, dem früheren
Nordostpreußen. Zu dieser rechten Tradition gehört auch, dass
beispielsweise 1977 Offiziere der Bundeswehrhochschule bei einer
Feierlichkeit eine Verbrennung von Juden "spielte" und dazu Nazilieder
sang. Der Vorfall wurde durch die Hochschulleitung monatelang
verheimlicht. Der Ausbilder der Offiziere war damals der ehemalige
SS-Mann Ernst Nittner, welcher nach der Reichspogromnacht Aufnahme in
die SS begehrte und fand.
Die Liste solcher Vorfälle könnte noch lange
fortgesetzt werden und neonazistische Kader wie Steffen Hupka empfehlen
schon länger eine entsprechende Ausbildung an der Waffe. Zugleich gelten
Soldaten, welche solchen Vorfällen widersprechen und sie publik machen
als Störenfriede und Nestbeschmutzer und haben auch mit Repressalien
seitens ihrer Vorgesetzten zu rechnen. Die Struktur der Bundeswehr mit
ihrer Anpassung der Einzelnen an Hierarchien, dem System von Befehlen
und Gehorchen und den männerbündischen Strukturen macht die Armee
zu einem idealen Tummelplatz für Rechtsextremisten.
IS
/ klick-nach-rechts.de
14.03.2001 |