Neuer Höchststand
rechtsextremer Straftaten im Jahr 2000
Bundesinnenminister Schily veröffentlicht Statistik
Am Freitag veröffentlichte das
Bundesinnenministerium die Zahlen rechtsextremer, "fremdenfeindlicher"
und antisemitischer Straftaten des "Kriminalpolizeilichen Meldedienstes
Staatsschutz" für das Jahr 2000.
Danach stieg die Gesamtzahl rechtsextremer Straftaten
für das letzte Jahr um 58,9 Prozent im Vergleich zu 1999. Das sind in
absoluten Zahlen 15.951. Hierunter fallen sowohl sogenannte
Propagandadelikte der rechtsextremen Szene, als auch Gewalttaten. Der
Anteil letzterer stieg um 34 Prozent auf 998. Dramatisch zu nennen ist
der Anstieg von Delikten mit antisemitischem Hintergrund: Er nahm um
68,7 Prozent zu, das sind 1378 Straftaten. Die Zahl der
"fremdenfeindlichen" Taten stiegen um 57,5 Prozent auf 3594 an. Die
Statistik des "Kriminalpolizeilichen Meldedienstes wurde in den letzten
Jahren immer wieder mit dem Vorwurf kritisiert kritisiert, nicht alle
Straftaten im Bereich Neo-Nazismus zu erfassen. Kritiker gehen davon
aus, dass die Zahlen gerade im Bereich der rechtsextremen Gewalttaten
deutlich höher liegen, als die veröffentlichen Daten. Die
Gesamtaufklärungsquote rechtsextremer Straftaten liegt bei nur 43,2
Prozent, was immerhin eine Steigerung von beinahe 3 Prozent gegenüber
dem Vorjahr ausmacht.
Neue Studie zu rechten Einstellungen unter Jugendlichen
Laut einer von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen in Auftrag
gegebenen Studie hat das Verständnis für rassistische Gewalt und
autoritäre Denkweisen unter Jugendlichen zugenommen. Die sogenannte
"polis"-Studie wurde erstmals 1993 als repräsentative Befragung von 1000
Jugendlichen durchgeführt. Demnach vertreten konstant acht Prozent der
Befragten rechtsextremistische Einstellungen und 80 Prozent sprechen
sich gegen grundsätzlich gegen Gewaltanwendung aus. Allerdings stieg der
Anteil junger Männer, welche Verständnis für rassistische Gewalt haben
von zwölf auf 15 Prozent an, während der Anteil junger Frauen in den
Jahren 1993 und 2000 bei konstant sieben Prozent lag. Das autoritäre
Einstellungsmuster wurde mit der These "Deutschland braucht eine starke
Hand" von 62 Prozent der befragten Jugendlichen unterstützt. Der
rechtsextremen Forderung "Ausländer raus, Deutschland den Deutschen"
wird von 14 Prozent der Jungen und 13 Prozent der Mädchen zugestimmt.
Laut der Untersuchung stimmten 1993 nur sieben Prozent der Mädchen und
13 Prozent der Jungen dieser Parole zu.
Wie Bundesinnenminister Otto Schily angesichts des
weiteren Ansteigens rassistischer Gewalt und autoritärer Einstellungen
in Deutschland vor einer Dramatisierung der Lage warnen kann bleibt
jedoch rätselhaft. Seiner Aussage "Deutschland ist eine Demokratie, der
Rechtsextremismus findet Zuspruch nur bei einer sehr kleinen Minderheit"
seien abschließend zwei Zahlen einer Studie des American Jewish
Committee aus dem Jahr 1993 gegenübergestellt. Demnach meinten 31
Prozent der befragten Deutschen, die Juden übten "weltweit zu viel
Einfluss" aus und 68 Prozent der Deutschen wollten keine Sinti und Roma
als Nachbarn.
IS /
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05.03.2001 |