Viele Österreicher glauben,
ihr Land könne zum Frieden zwischen Israel und den Palästinensern einen
Beitrag leisten. Doch wer das glaubt, sollte in die den
Koalitionsparteien nahe stehenden Wiener Wochenzeitung "Zur Zeit"
Nr.11/02 schauen.
Da veröffentlicht ein Richard
Melisch einen Artikel unter dem Titel "Matt in zwei Zügen / Der
Nahostkonflikt ist im Sinne der Araber entschieden".
Er behauptet, Israel könne mit
"Atomraketen auf fünf oder sechs arabische Hauptstädte" feuern, doch das
würde wenig nützen, denn "in wenigen Jahren hätten die Araber
demographisch wieder aufgeholt. Einen solchen atomaren Holocaust an
seinen Nachbarn würde Israel und freilich auch das Weltjudentum weder
politisch noch moralisch überstehen."
Weiter Melisch: "In einer neuen
Periode friedlicher und gleichberechtigter Nachbarschaft wäre kein Raum
mehr für ein Volk, das sich aufgrund seiner selbst proklamierten
Auserwähltheit besondere Vorrechte anmaßt. Diese nötige
Selbstbescheidung könnte für einen sehr hohen Anteil von Israelis Grund
für eine Abwanderung sein."
Außerdem meint er,
"Entscheidungsträger des israelischen Staates" versuchten "den
Zionistenstaat als assoziierten Staat in die EU hinüberzuretten."
Bemerkenswert auch der letzte
Absatz des Melisch-Artikels der nichts mit der Realität Israels zu tun
hat, aber gut widerspiegelt, was sich Antisemiten wünschen, nämlich die
Vernichtung Israels : "Aufgrund der Tatsache, daß fast alle Israelis im
Besitz von mindestens zwei Pässen sind, dürfte die Bereitschaft zu einem
neuen Exodus, diesmal in umgekehrter Richtung, kein großes Problem
bedeuten. Wahrscheinlich bliebe dann nur der Anteil der jüdischen
Bevölkerung in Israel zurück, der schon während der vergangenen 2000
Jahre aufgrund seiner religiösen und politischen Toleranz immer schon
bereit gewesen ist, in Frieden und gegenseitiger Achtung mit seinen
islamischen und christlichen Nachbarn in einem nun wirklich Heiligen
Land zusammenzuleben."
Wie verlogen diese Behauptung
ist, kann man ermessen, wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der
israelischen Juden aus arabischen Ländern durch Pogrome und Verfolgung
vertrieben worden sind. Aber abgesehen davon, können zum Beispiel Juden,
die aus Österreich infolge des Anschlusses vertrieben wurden die
österreichische Staatsbürgerschaft wieder erlangen, für ihre Kinder und
Enkel jedoch gilt dies nicht.
In Israel ist ein
jüdisch-israelisches Volk mit eigener Kultur und mit der Belebung der
hebräischen Sprache entstanden. Melisch und seinesgleichen leugnen die
Existenz dieser Tatsachen und wünschen sich ein im Prinzip judenfreies
Palästina.
Schrien die Antisemiten in
Österreich vor 1938 "Juden nach Palästina", so schreien sie heute "Juden
raus aus Palästina". Diesbezüglich gibt es keinen großen Unterschied
zwischen Rechtsextremisten und Linksextremisten.