Aufruf zum 20. Juli:
Erklärung Bochumer Antifaschistinnen und Antifaschisten,
des Friedensforums und der VVN-BdAWieder
einmal wird der 20.Juli mit vielen Reden und Berichten zum Widerstand
gegen das Hitlerregime begangen. Es ist gleichgültig, wie man zu den
Motiven der Offiziere steht, unstrittig ist, dass dieser Widerstand viel
zu spät kam. Wir stellen uns lieber in die Tradition derer, die
frühzeitig vor der faschistischen Gefahr gewarnt hatten und die
Widerstand geleistet hatten, bevor der braune Spuk an der Macht war,
derer die auch nach 1933 weiterhin Widerstand leisteten.
Wir wollen aber diesen Tag nutzen, um über die
Sonntagsreden hinaus zum Widerstand gegen die faschistische Gefahr
aufzurufen, jetzt, morgen und an allen Tagen, bevor es mal wieder zu
spät ist.
Wir rufen deshalb auf zu einer Kundgebung vor dem
Polizeipräsidium Bochum am 20. Juli 2004 um 17.00 Uhr.
Wenn heute das Bundesverfassungsgericht grünes Licht für
Naziaufmärsche gibt, in denen gegen den Bau einer Synagoge gehetzt wird,
dann ist für uns Widerstand dagegen angesagt.
Das Grundgesetz der Bundesrepublik gibt uns darin Recht.
Jeder hat ein Recht auf und sogar die Pflicht zum Widerstand, wenn
Grundrechte bedroht sind.
Wir wenden uns an alle, leistet Widerstand gegen weitere
Naziprovokationen.
Stellt Euch quer!
Wir wenden uns an die Polizei: Niemand kann Euch
zwingen, für mehr als die körperliche Unversehrtheit der Faschisten
einzutreten. Den Weg freimachen kann man zwar befehlen, aber auch für
Polizisten gilt die Pflicht zum Widerstand.
Lernen wir von den Männern des 20. Juli: Leisten wir
Widerstand, bevor es zu spät ist. Wir werden den Nazis entgegentreten,
die Polizei an das Recht und das Bundesverfassungsgericht an das
Grundgesetz erinnern!
Aufruf zur Unterstützung der Protestkundgebung vor
dem Bochumer Polizeipräsidium am 20. Juli 2004, 17.00 Uhr
Am 26. Juni durften Nazis in Bochum mit dem Segen des
Bundesverfassungsgerichtes und unter dem Schutz der Polizei gegen den
Bau der Synagoge in Bochum und gegen Jüdinnen und Juden ganz allgemein
hetzen.
Die Polizei hatte eine Vielzahl von Gründen, den
Nazi-Aufmarsch zu beenden. Sie hat es nicht getan. Die Straftaten der
Nazis waren offensichtlich. Reden und Sprechchöre waren zweifelsfrei
volksverhetzend, Transparente verherrlichten den Nationalsozialismus,
TeilnehmerInnen machten deutlich, dass sie genau dafür werben, was das
Grundgesetz als Nachfolgeorganisation der faschistische Organisationen
verbietet.
Im Gegensatz dazu hatte die Polizei bereits im Vorfeld
gegenüber dem antifaschistischen Protest erklärt, dass jegliche
Gegendemonstrationen rechtswidrig seien und dass Gegendemonstranten sich
strafbar machen würden. Entsprechend handelte die Polizei: Mehrere
AntifaschistInnen wurden festgenommen, viele wurden bedroht und
eingeschüchtert. Damit wurde eine seit Jahren von der Polizei verfolgte
Strategie fortgeführt: alle die Menschen, die sich Neonazi-Aufmärschen
entgegenstellen, tendenziell zu kriminalisieren.
Wir rufen dazu auf, am 20. Juli vor dem Bochumer
Polizeipräsidium zu demonstrieren. Wir wollen deutlich machen, wie
heuchlerisch eine Gesellschaft mit dem Widerstand gegen den Faschismus
umgeht, wenn sie einen Putsch von Offizieren zum zentralen Symbol des
Widerstandes gegen Hitler macht. Bei aller Achtung vor der Konsequenz,
mit der sie ihr Leben riskiert haben, muss daran erinnert werden, dass
sie dies erst taten, als deutlich wurde, dass der Krieg für das 3. Reich
verloren ist. Zuvor waren sie ergebene Diener des Faschismus.
Ihr Widerstand kam viel zu spät.
Wir erinnern am 20. Juli an die Menschen, die frühzeitig
Widerstand leisteten und deswegen umgebracht wurden oder ins Exil
fliehen mussten. Wir begrüßen es, dass Opfer des Faschismus, die
überlebt haben, zusammen mit Angehörigen von Opfern des Faschismus die
Demonstration am 20. Juli angeregt haben. Wir dürfen nicht zum Alltag
übergehen und uns daran gewöhnen, dass Justiz und Polizei den Nazis die
Straße frei machen. Wir wollen am 20. Juli deutlich machen: wir sind
nicht bereit, dieser Entwicklung tatenlos zuzusehen!
Daher rufen wir auf, diese Protestkundgebung breit zu
unterstützen!
Das Bochumer Polizeipräsidium befindet sich in der
Uhlandstr. 35/Nähe Bergbau-Museum.
Achtung: Der Protest findet bereits um 17h am 20.7. statt!
Aufruf zum 20. Juli:
Nie
wieder Auschwitz
Erstmals seit 1945 wurde es in einer deutschen Großstadt,
in Bochum, möglich, dass Nazis mit einer antijüdischen
pogromhetzerischen Zusammenrottung gegen die Existenz einer Synagoge
aufmarschierten und rassistische antijüdische Losungen brüllten...
"Unser Claus":
Der
20.Juli 1944 als Instrument deutscher "Erinnerungskultur"
"Traditionsbildung", also das Anknüpfen an eine zum Mythos verklärte
Geschichte, in der nach dem Vorjahresrummel um das "Wunder von Bern" nun
Jubilar Stauffenberg zum Identifikationspunkt stilisiert wird, ist das
Schlüsselwort...
hagalil.com
19-07-04 |