„Nazis raus auf
die Straße!“ So lasen es die BewohnerInnen rund um die Kampnagel-Fabrik in einem
Flugblatt der NPD und „Freien Kameradschaften“, die heute in Hamburg gegen die
Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht – Dimensionen des Vernichtungskriegs“
marschierten.
Trotz des
eindeutigen Bekenntnisses der Veranstalter zum historischen
„Nationalsozialismus“ fand der Hamburger Senat keinen Grund, diese makabre
Veranstaltung zu verhindern. 5.000 bis 6.000 Antifaschisten, die gegen den
Aufmarsch der Neofaschisten protestierten, wurden zur eigentlichen Gefahr
erklärt.
Auf dem
Kundgebungsplatz, auf dem neben der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano u. a.
ein Vertreter des DGB und des Hamburger Forums reden sollten, waren neben einem
gewaltigen Polizeiaufgebot mindestens 6 Wasserwerfer platziert, die die
Demonstranten sofort bei ihrem Eintreffen von der U-/S-Bahn Barmbek her aus
mehreren Rohren angriffen. Der für die von der Vereinigung der Verfolgten des
Nazi-Regimes/Bund der Antifaschisten angemeldete Kundgebung zuständige
Einsatzleiter war für die verantwortliche Anmelderin nicht erreichbar (!).
Der Versuch von
Esther Bejarano mit einem Redebeitrag auf die Situation einzuwirken, wurde mit
derBeschlagnahme des Stromaggregats beantwortet. Dazu die Überlebende des
Nazi-Terrors: „Ich hätte nie gedacht, dass mir noch einmal von der Polizei das
Wort abgeschnitten wird und ich minutenlang nur durch die dünne
Windschutzscheibe vor dem Hochdruck-Wasserstrahl geschützt bin, der auf den
Wagen gerichtet ist.“ Der größere Teil der Demonstration
wurde in die Weidestraße zurückgedrängt und dort von hinten eingekesselt – unter
immer weiter anhaltendem „Beschuss“ aus den Wasserkanonen.
Der Vorwand für
das Hinwegfegen einer antifaschistischen Kundgebung: Einzelne Steine- und
Schneeballwerfer, die keiner organisierten Gruppe zurechenbar waren. Es wäre
nicht das erste Mal, dass solche agents provocateurs staatliche Salärs beziehen.
Dazu würde auch die vorbeugende Absperrung fast der kompletten Stadtteile
Barmbek und Winterhude passen.
Das Motto scheint
zu sein: je mehr Menschen gegen die Nazis demonstrieren, umso massiver der
Polizeieinsatz um jeden Preis.
Soll
antifaschistischer Protest so kriminalisiert und demoralisiert werden, damit
Nazis künftig unbehelligt bleiben ? Die VVN-BdA wird
rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen einleiten und fordert den
zuständigen Innensenator zum Rücktritt auf. Der Erste
Bürgermeister hat eine Gelegenheit, seine antifaschistische Gesinnung unter
Beweis zu stellen.
Esther Bejarano,
Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland
Cornelia Kerth, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der
Antifaschisten